Links und Hinweise zur Open Access Week 2011

Auf den Open-Access-Tagen 2011 in Regensburg stand die Frage nach der diesjährigen Open Access Week und möglichen Aktivitäten häufiger im Raum. Hier einige Links und Hinweise rund um die Aktionswoche.

Die Open Access Week 2011 findet vom 24. bis 30. Oktober 2011 statt. Ziel ist es, das Thema Open Access weltweit an vielen verschiedenen Orten während dieser Woche lokal aufzugreifen, um für den freien Zugang zu Wissen und Information aus öffentlich geförderter Forschung zu werben und vor Ort zu informieren. Nach 2009 und 2010 geht es in diesem Jahr in die dritte Runde.

Die Teilnahme an der Open Access Week kann auf vielfältige Weise umgesetzt werden. Auch kleine Beiträge unterstützen die Idee der Aktionswoche. Die Informationsplattform open-access.net bietet Anregungen und Materialien für Veranstaltungen. (Einige Ideen liefern vielleicht auch die Beiträge in diesem Blog zur Open Access Week 2009 und 2010.)

Die internationale Website ermöglicht Vernetzung und die Darstellung eigener Aktivitäten. U.a. bietet dort ein Kalender die Möglichkeit über Aktivitäten zu informieren:  Weiter gibt es eine deutsche Gruppe auf openaccessweek.org. Diese freut sich über weitere Mitglieder.

Um den lokalen Beitrag noch sichtbarer zu machen, bietet es sich darüber hinaus an, die Aktivitäten im Open Access Directory (OAD) einzufügen.

Der Book Citation Index startet

Die Bibliometriker freuen sich über ein neues Spielzeug: Thomson Reuters startet diesen Monat den Book Citation Index. Der Book Citation Index umfasst aktuell 25.000 wissenschaftliche Buchinhalte, die seit 2005 erschienen sind. In Zukunft sollen jährlich 10.000 weitere Bücher hinzugefügt werden.

40 Prozent der indexierten Publikationen werden den Sozialwissenschaften zugeordnet. Gefolgt von den Geisteswissenschaften mit 18 Prozent. Den Lebenswissenschaften werden 6 Prozent der indexierten Publikationen zugeordnet. Laut Thomson Reuters Factsheet (PDF) eröffnet der Book Citation Index folgende Möglichkeiten:

„Der Book Citation Index des Web of Science verbindet die Buchsammlung einer Bibliothek mit einem leistungsfähigen neuen Entdeckungs-Tool, das Forschern die Möglichkeit gibt, schnell und mühelos die wirklich relevanten Bücher ausfindig zu machen und Zugriff darauf zu bekommen. Web of Science vereint wissenschaftliche Bücher, Fachzeitschriften und Konferenzbeiträge, um das enorme Potenzial des Durchsuchens von Zitierungen optimal nutzen zu können. Autoren und Forscher können ab sofort das bestehende Netz an Zitierungen zwischen Büchern und der Forschung allgemein analysieren.“

Der Book Citation Index kann als Modul des Web of Science erworben werden. Interessant ist der Blick in die Master Book List. Wenn ich richtig recherchiert habe, sind beispielsweise 1.081 Buchpublikationen aus dem Hause De Gruyter indexiert.

Kurz: Urheberrechtsreform gefordert; Freier Zugang zu Forschungsdaten klinischer Studien; Umgang mit zurückgezogenen Artikeln; Nanopublikationen in der Pharmazie

Urheberrechtsreform gefordert: Das Aktionsbündnis Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft hat Anfang der Woche das Ergebnis einer Erhebung zu Anforderungen von Wissenschaft und Bildung an das Urherbrecht veröffentlicht. Über 2.500 Personen haben sich an der Umfrage beteiligt und sich in ihren Antworten für eine umfassende Reform des Urheberrechts ausgesprochen. In der Umfrage wird auch die Forderung nach einem Zweitverwertungsrecht deutlich. Auszug aus der Pressemitteilung:

„Besonders deutlich (nämlich zu 91,7 % ) fordern die Befragten, dass zumindest das mit öffentlichen Mitteln geförderte Wissen frei öffentlich zugänglich gemacht wird – wie bereits in entsprechenden Petitionen an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestag verlangt. Um dies zu erreichen, sollte der Gesetzgeber über Gutachten klären lassen, ob das Zweitverwertungsrecht auch den Institutionen der AutorInnen verbindlich zugesprochen werden darf: Einer solchen Lösung stimmen 80,3% der in Bildung und Wissenschaft Arbeitenden und Publizierenden zu.“

CDU: Auf ScienceBlogs berichtet Christian Reinboth über seinen Antrag zur Förderung von Open Access im Rahmen des bildungspolitischen Strategiepapiers „Bildungsrepublik Deutschland“ der CDU. (Via OATP)

Forschungsdaten klinischer Studien: Die Cochrane Collaboration spricht sich in einem Statement für eine bessere Zugänglichkeit von Forschungsdaten aus, die im Rahmen von klinischen Studien erhoben werden: (Via OATP)

“[A]ll data from all randomised clinical trials, including raw anonymised individual participant data that do not allow identification of individual participants, and the corresponding trial protocols to become publicly available free of charge and in easily accessible electronic formats“.

Umgang mit zurückgezogenen Artikeln: In der aktuellen Ausgabe der Nature befasst sich Richard Van Noorden mit den Problematiken zurückgezogener wissenschaftlicher Artikel. In dem lesenswerten Aufsatz findet sich der Hinweis auf das interessante Blog „Retraction Watch“.

Nanopublikationen in der Pharmazie: Veronika Schmidt berichtet auf Die Presse.com über das EU-Projekt Open PHACTS (Open Pharmacological Concepts Triple Store). Das Projekt widmet sich u.a. dem Konzept der Nanopublikation im Bereich der Pharmazie.

Kurz: Open Access in Princeton, Open Access im Bundestag

Die Princeton University hat unter breitem Medieninteresse eine Open-Access-Richtlinie verabschiedet.  Ulrich Herb berichtet auf Telepolis:

„Die Princeton University untersagt ihren Wissenschaftlern, das exklusive Copyright (im deutschen Rechtsraum müsste analog von den ausschließlichen Nutzungsrechten die Rede sein) an einem Text im Zuge dessen Publikation an einen Verlag zu übertragen. Soweit so gut und soweit auch sehr viel besser, als das, was andere Universitäten tun.“

Am Donnerstag wurde der Antrag der Grünen zum Thema Open Access im Bundestag diskutiert. Nach der Diskussion um den Antrag der Linken  (siehe dazu auch die damalige Zusammenfassung bei IUWIS) im Juli war dies die wohl bisher  intensivste Bundestagsdebatte zum Thema. Das Plenarprotokoll (17/130) dokumentiert die Diskussion (unter TOP 21). Im Nachgang der Debatte haben die  CDU-Abgeordneten Kretschmer und Schipanski in einer gemeinsamen Pressemitteilung eine weitere Prüfung des Zweitveröffentlichungsrecht angekündigt.

Grüne fordern umfassende Förderung von Open Access

Klaus Graf macht auf einen bemerkenswerten Gesetzesentwurf der Grünen zum Thema Open Access aufmerksam. Kurze Zusammenfassung:

Unter dem Titel „Förderung von Open Access im Wissenschaftsbereich und freier Zugang zu den Resultaten der öffentlich geförderten Forschung“ (17/7031) hat die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen einen Antrag zum Thema Open Access in den Bundestag eingebracht.

Im Fokus des Antrags steht das Anliegen der Grünen „Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei der Nutzung und Publikation von Open Access Beiträgen durch Informationen, Beratung und Serviceleistungen zu unterstützen und dadurch die Verbreitung von Open Access Veröffentlichungen zu beschleunigen.“

Die Grünen schlagen vor Open Access durch Maßnahmen in den folgenden vier Handlungsfeldern zu fördern:

Rechtliche Vorraussetzungen für Open Access: Hier wird ein u. a. eine unabdingbares Zweitveröffentlichungsrecht gefordert.

Open-Access-Strategien der Wissenschaft unterstützen: Hier sehen die Grünen umfassenden Handlungsbedarf. U. a. soll der Aufbau von Open-Access-Publikationsfonds sowie die „Primärdateninitiative“ der Wissenschaftsorganisationen vorangetrieben werden.

Benachteiligung von Open-Access-Publikationen abbauen: Hier fordern die Grünen u. a. die Gleichberechtigung von Open-Access-Publikationen im Rahmen von Berufungsverfahren.

Transparenz über öffentliche Forschung erhöhen: Unter diesem Punkt fordern die Grünen u. a. die Einführung von „rechtlich verpflichtende[n] Bedingung“ um Publikationen, die im Eigenverlag von wissenschaftlichen Institutionen entstehen, nach einem Embargo von zwölf Monaten im Netz frei zugänglich zu machen. (Besonderer Handlungsbedarf wird bei den Ressortforschungseinrichtungen des Bundes gesehen.)

Bundestag.de hat eine kurze Notiz zu dem Antrag veröffentlicht.

Update, 27.09.11: Auf gruen-digital.de erläutert Konstantin Notz, netzpolitischer Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion, das Anliegen.

Kurz: Open Science in der pharmazeutischen Chemie, SCOAP3-Auschreibung, GMS ausgezeichnet, Neelie Kroes zu Open Data

Open Science: In der aktuellen Ausgabe der Nature Chemistry beschreiben Woelfle et al. das Potenzial der „Open Science“ für die pharmazeutische Chemie:

„An open-source approach to the problem of producing an off-patent drug in enantiopure form serves as an example of how academic and industrial researchers can join forces to make new scientific discoveries that could have a huge impact on human health.“

SCOAP3: Der Prozess der Ausschreibung startet. Interessant ist der Blick in die Ausschreibungsunterlagen.

„An international team of experts from institutions participating in SCOAP3 has prepared a detailed description of the peer-review and open access services that the consortium intends to purchase through high-quality peer-reviewed journals, the conditions for the provision of these services and the implications on existing licensing agreements.“

Ausgezeichnet: German Medical Science (GMS), das medizinische Open-Access-Publikationsportal der ZB MED, ist nun ein ausgewählter Ort der Initiative  „Land der Ideen 2011“.

Open Data: Die EU-Kommissarin für die „Digitale Agenda“ Neelie Kroes hat das OpenForum Europe mit einer lesenswerten Rede („Opening up Europe: from Common Standards to Open Data“) eröffnet. Das Transkript ist online.

„Because research in genomics, pharmacology or the fight against cancer increasingly depends on the availability and sophisticated analysis of large data sets. Sharing such data means researchers can collaborate, compare, and creatively explore whole new realms. We cannot afford for access to scientific knowledge to become a luxury, and the results of publicly funded research in particular should be spread as widely as possible.“

Kurz: „The Digital Scholar“; Stand der Bibliometrie; Open-Access-Indikator gesucht

Seit heute ist Martin Wellers Buch „The Digital Scholar: How Technology is Changing Academic Practice“ frei zugänglich im Netz. Auf der Website von Bloomsbury Academic kann das Werk kapitelweise gelesen und gedruckt werden. Weller arbeitet als Professor für Educational Technology an der Open University. Auszug aus der Beschreibung des Werks:

„While industries such as music, newspapers, film and publishing have seen radical changes in their business models and practices as a direct result of new technologies, higher education has so far resisted the wholesale changes we have seen elsewhere. However, a gradual and fundamental shift in the practice of academics is taking place. Every aspect of scholarly practice is seeing changes effected by the adoption and possibilities of new technologies. This book will explore these changes, their implications for higher education, the possibilities for new forms of scholarly practice and what lessons can be drawn from other sectors.“

Anlässlich der diesjährigen European Summer School for Scientometrics (ESSS), die in dieser Woche in Wien stattfand, hat Robert Czepel vom ORF Wolfgang Glänzel (Katholieke Universiteit Leuven) zum Stand der Bibliometrie befragt:

„Tja, kann man Qualität überhaupt messen? – Das ist die Frage: Dass Qualität in der Wissenschaft direkt messbar ist, glaube ich nicht. Aber man hat Anhaltspunkte. Es gibt zumindest Indikatoren, die bestimmte Aspekte von Qualität wiedergeben. Wenn beispielsweise eine neue Entdeckung sehr schnell in die Kommunikation der Forscher weltweit einfließt, dann ist das auch ein Hinweis darauf, dass sie wichtig war.“

Passend zum Thema hat die Europäische Kommission heute einen Call zum Thema „Study to develop a set of indicators to measure open access“ veröffentlicht:

„The central aim of this study will be to develop an indicator that can ensure yearly and sustainable monitoring of the growth of open access literature from 2000 onwards within the ERA and beyond. The indicator will be accompanied by a study on the development of open access strategies in ERA countries and other selected countries, as well as by an exploratory study on a composed indicator measuring the growth of open access.“

Kurz: Open-Access-Geschäftsmodelle; Open-Access-Tage; Internet-Enquete; UK: Transparenzkommission angekündigt

Frederick Friend hat im Auftrag von Knowledge Exchange ein 52-seitiges Briefing Paper über Open-Access- Geschäftsmodelle verfasst. (Via Stefan Buddenbohm.):

„This study of open access business models indicates that every form of open access to publicly-funded research and teaching outputs requires public funding. Private funding may provide partial support for some open access models (e.g. if an author pays for the cost of publishing in an open access journal) but no open access model can survive on private funding alone.“

Die Open-Access-Tage 2011 (Universität Regensburg, 4. und 5. Oktober 2011) nähern sich in großen Schritten. Die Anmeldung ist weiterhin möglich. Im Anschluss an die Veranstaltung findet am 6. Oktober 2011 ein Workshop zum Umgang mit Nutzungsstatistiken bei Repositorien statt. Organisator ist das DFG-Projekt Open-Access-Statistik.

Die Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ hat eine Projektgruppe zum Thema „Bildung und Forschung“ eingesetzt. Diese soll sich u. a. mit den Themenfeldern „Digitale Medien in Forschung und Wissenschaft“ sowie „Informations- und Kommunikationstechnologie als Gegenstand von Forschung und Innovation“ befassen. (Via IUWIS.)

Passend zur Research Integrity Conference des Joint Information Systems Committee (JISC), die am Dienstag in London stattfand, hat die der britische Wissenschaftsminister David Willetts angekündigt eine „Working Group on Research Tansparency“ einzusetzen:

The working group, to be chaired by Dame Janet Finch, professor of sociology at Manchester University and independent co-chair of the Council for Science and Technology, will examine how access to research findings can be made more transparent and accessible, taking into account a range of considerations including parallel work on research data and other outputs being conducted by the Royal Society.“

Kurz: „Data-Sharing-Policies“; CiteULike als Repositorium; Forschungsdaten-Symposium; Verwaiste Werke

Zoë Corbyn schreibt in der aktuellen Ausgabe der Nature anhand zwei aktueller Studien (Alsheikh–Ali et al. und Piwowar) über die Herausforderungen und Chancen von „Data-Sharing-Policies“:

„Adherence to data-sharing policies is as inconsistent as the policies themselves.“

CiteULike Gold, der Premiumdienst des webbasierten Literaturverwaltungsdienst, bietet nun eine „Repositorienfunktion“:

„CiteULike Gold users can now make their attachments visible to everyone, e.g., for self-publishing articles.“

Am 29. September 2011 findet an der Universität Potsdam ein interdisziplinäres Symposium zum Umgang mit Forschungsdaten für die Region Berlin-Brandenburg statt. Die Anmeldefrist endet am 15. September 2011.

„ Ziel des Symposiums ist es, die verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen in der Region Berlin-Brandenburg zusammenzubringen, um sich über die übergeordneten Aspekte der Umgangsweise mit Forschungsdaten auszutauschen.“

IUWIS weist auf die öffentliche Sitzung des Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages am  19. September 2011 zum Themenkomplex der verwaisten und vergriffenen Werke im Urheberrecht hin und dokumentiert die Stellungnahmen der eingeladenen Sachverständigen.

Kurz: Krebsforscher wünschen Open Access; JISC-Report zu Publikationsgebühren; Start von ELIXIR; Buchmesse

Eingeleitet durch das Präfix „Kurz:“ werde ich in den kommenden Wochen versuchen aktuellen Meldungen rund um das wissenschaftliche Publizieren im Netz kurz und knapp zu dokumentieren.

Im Rahmen des EU-Projektes Eurocancercoms wurde die Einstellung von Krebsforscherinnen und -forschern zu Open Access untersucht:

 „The survey revealed that the internet is used by 94% of cancer researchers for professional activities every day, with the majority accessing PubMed and online journals daily or 2-3 times a week. […] With nearly three quarters of survey respondents having already published work in Open Access journals, the survey indicates a growing acceptance of the OA route to publication. Even more convincing is the finding that 88% of respondents believe that publicly funded research should be made available to be read and used without access barriers.“

JISC hat einen interessanten Workshop-Report zum Umgang mit Open-Access-Publikationsgebühren veröffentlicht: (Dank an Birgit Schmidt für den Hinweis.)

„On 25 May 2011, JISC Collections organised a workshop of publishers, libraries and funders, to discuss the organisational and administrative issues around the transition to open access models for scholarly journal publishing, particularly the future of the hybrid model.“

ELIXIR: Dänemark, Finnland, Großbritannien, Niederlande und Schweden haben gemeinsam mit dem European Molecular Biology Laboratory (EMBL) eine Memorandum of Understanding zur Umsetzung des Infrastrukturvorhabens ELIXIR unterzeichnet:

„ELIXIR is a pan-European initiative to operate a sustainable infrastructure for managing and safeguarding biological information in Europe. It will secure public access to information about the building blocks of life, including genes, proteins and complex networks. This will support life science research and its translation to medicine and the environment, the bio-industries and society to deliver economic growth.“

Im Rahmen der Frankfurter Buchmesse findet am 14. Oktober 2011 ein Symposium zum Thema „Economy and Acceptance of Open Access Strategies“ statt.