DOIs für Wissenschaftsblogs? – Ein Interview mit Martin Fenner zu Rogue Scholar

Blogs sind heute ein integraler Bestandteil der digitalen Wissenschaftskommunikation und unterstützen verschiedene Kommunikationsfunktionen in der Wissenschaft. Sie können als Tagebuch im Sinne von Open Science genutzt werden, um aktuelle Ergebnisse aus dem Laboralltag zu dokumentieren und zu kommunizieren. Zudem können sie als digitales Schaufenster dienen, um die externe Wissenschaftskommunikation an wissenschaftlichen Einrichtungen zu unterstützen und wissenschaftliche Erkenntnisse einem breiten Publikum zugänglich zu machen.

Trotz ihrer Bedeutung sind jedoch viele Fragen im Zusammenhang mit der dauerhaften Zugänglichkeit von Blogs ungeklärt. Beispielsweise konnten Blogplattformen kommerzieller Akteure wie Nature und ScienceBlogs keinen nachhaltigen Betrieb für ihre Blogs gewährleisten. Angesichts dieser Problematik haben verschiedene Akteure der wissenschaftlichen Blogosphäre begonnen, sich mit den Herausforderungen rund um die dauerhafte Zitierung und Archivierung von Wissenschaftsblogs zu beschäftigen.

Martin Fenner, vielen Leser:innen hier sicher bekannt, bloggt seit Jahren auf verschiedenen Blogplattformen wie Nature Network und PLOS Blogs zu aktuellen Themen der digitalen Wissenschaftskommunikation. Zuletzt war er als Technischer Direktor für DataCite tätig und hat sich dort insbesondere mit Persistent Identifiers (PIDs) für Forschungsdaten und Forschungssoftware befasst. Kürzlich hat er sich mit Front Matter als IT-Dienstleister für die Wissenschaft selbständig gemacht und widmet sich nun unter der Marke Rogue Scholar einigen der Herausforderungen in Bezug auf die Referenzierung und Sicherung von wissenschaftlichen Blogbeiträgen. Unter anderem sorgt sein Dienst dafür, dass Blogbeiträge von wisspub.net seit wenigen Tagen mit DOIs adressierbar sind und mit den ORCID-IDs ihrer Autor:innen verknüpft sind (Beispiel). Grund genug, Martin Fenner ein paar Fragen zu seinem Vorhaben zu stellen.

Dank Dir, Martin Fenner, sind die Beiträge von wisspub.net seit neuestem durch DOIs adressiert. Welche Idee steht hinter Deinem Service Rogue Scholar?

Das Wissenschaftsblogs ein wichtiger aber unterschätzter Teil der Publikation und Kommunikation von Wissenschaft sind. Das Grundkonzept funktioniert prächtig seit zwanzig Jahren, aber einige wichtige Bausteine haben meiner Meinung nach bisher gefehlt.

Wie sind die bisherigen Reaktionen auf Rogue Scholar? 

Viel Interesse und Dankbarkeit bei den Blogs und Blogger:innen die Rogue Scholar schon nutzen. Ich glaube ein bißchen auch positives Erstaunen, dass vieles so einfach (und kostengünstig) geht, was beim Publizieren von Zeitschriftenartikeln (aber auch Büchern, Forschungsdaten, usw.) so schwer und langwierig erscheint, also z.B. Metadaten oder geeignete digitale Formate.

Was ich aber auch sehe, ist eine gewisse Zurückhaltung, die kompletten Inhalte von Blogs in RSS Feeds und mit einer offenen Lizenz (CC-BY) zur Verfügung zu stellen, selbst wenn das Blog sich mit Open Science oder verwandten Themen beschäftigt. Da ist noch einiges an Aufklärungsarbeit zu leisten, insbesondere warum CC-BY gegenüber verwandten Lizenzen wie CC-BY-NC und CC-BY-SA vorzuziehen ist.

Welche Herausforderungen sind aus Deiner Sicht weiter ungeklärt?

Blogs sind einfach, bezahlbar und schnell gestartet. Es ist aber weiterhin schwierig, interessante Beiträge auch zu finden – insbesondere von weniger bekannten Autor:innen und zwei, fünf oder zehn Jahre nachdem sie veröffentlicht wurden. Mein beliebtester Blogpost ist seit Jahren ein Post von 2014 mit Tipps zur Nutzung von Microsoft Word mit git. Eine Zeit lang waren Blogging Networks sehr populär, aber einigen von ihnen ist irgendwann die Puste (sprich Finanzierung) ausgegangen.

Und Blogs verschwinden irgendwann, wenn der/die Autor:in oder die Organisation andere Prioritäten setzt. Mein persönliches Blog hat bisher in 16 Jahren sechsmal den Ort und die technische Platform gewechselt, ohne die Wayback Machine des Internet Archive und viel manuelle Arbeit wären viele Inhalte verloren.

Rogue Scholar baut auf diesen Erfahrungen auf, indem es die Langzeitarchivierung und zentrale Suchfunktion für bestehende Blogs unterstützt. Und erweitert Blogs um zentrale Funktionalitäten, die für wissenschaftliche Infrastruktur essentiell sind: Persistierende Identifier und Metadaten. Keine Überraschung, denn diese Themen sind seit 2008 wichtige Themen meines Blogs und später auch meiner Arbeit, u.a. für ORCID, DataCite und ROR. Dank Rogue Scholar haben nicht nur schon über 1.000 Blogposts eine DOI, sondern diese Blogposts sind Teil des Scholarly Record geworden. Sie sind über DOI, Referenzen (bis zu 50 bei bisher insgesamt 5 % aller Blogposts) und ORCID Author Identifier (70 % aller Blogposts) in den Metadaten auf vielfältige Weise mit anderen Publikationen und ihren Autor:innen verknüpft.

Du hast Dich bei PLOS viele Jahre mit Indikatoren für Open Science beschäftigt. Wie bewertest Du die Entwicklungen rund um die Coalition for Advancing Research Assessment (CoARA)? Könnte der angestrebte breite Blick auf Forschungsleistung auch Wissenschaftsblogs neuen Aufschwung geben?

Momentan sehe ich Wissenschaftsblogs in der Regel nicht als Teil der publizieren Wissenschaft, die evaluiert werden muss oder soll. Vielmehr erfüllen Wissenschaftsblog vor allem andere Funktionen im Bereich der Wissenschaftskommunikation, unter Wissenschaftler:innen und mit der breiteren Öffentlichkeit. Sie ähneln dabei eher Aktivitäten von Wissenschaftler:innen in den sozialen Medien oder Wikipedia.

Wissenschaftsblogs sind wichtig, weil sie die Kommunikation von Wissenschaft einfach, schnell und ohne technische Hürden ermöglichen. Sie ähneln dabei Preprints, die sie übrigens sehr gut ergänzen, da diese in der Regel nicht für Nachrichten, Standpunkte, Übersichtsarbeiten, usw. verwendet werden.

Letzte Frage: Du hast lange Zeit selbst auf verschiedenen Plattformen wie Nature Network und PLOS Blog gebloggt. Eine unserer ersten Diskussionen ist in einem Blog-Beitrag von Dir festgehalten (über Forschungsinformationssysteme aus dem Jahr 2010) und an einigen Stellen weiterhin aktuell. Welche Zukunft wünschst Du den wissenschaftlichen Blogs?

Ich glaube, Wissenschaftsblogs haben eine großartige Zukunft, insbesondere in Zeiten des Wandels in den sozialen Medien, nicht nur bei Twitter. Ich glaube und hoffe dass sich das Format weiterentwickelt, z.B. in Form von Podcasts, Vlogs, oder Microblogs, aber auch neuen Plattformen wie Quarto, Typst oder Curvenote, die wissenschaftliches Publizieren vereinfachen und die Grenzen zwischen Blogs und traditionellen Publikationsplatformen verschwimmen lassen.

Vielen Dank für das Interview!

Referenzen

COARA. (n.d.). Coalition for Advancing Research Assessment. Retrieved July 12, 2023, from https://coara.eu/

Creative Commons. (n.d.). Creative Commons. Retrieved July 12, 2023, from https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

Curvenote. (n.d.). Curvenote. Retrieved July 12, 2023, from https://curvenote.com/

Fenner, M. (2008). Just DOI it! Front Matter. https://doi.org/10.53731/r294649-6f79289-8cw4c

Fenner, M. (2009). Author Identifiers: Interview with Geoffrey Bilder. Front Matter. https://doi.org/10.53731/r294649-6f79289-8cw1h

Fenner, M. (2010a). BibApp: Mashups for Universities. Front Matter. https://doi.org/10.53731/r294649-6f79289-8cw50

Fenner, M. (2010b). Yet another look at blogging networks. Front Matter. https://doi.org/10.53731/r294649-6f79289-8cw56

Fenner, M. (2014). Using Microsoft Word with git. Front Matter. https://doi.org/10.53731/r294649-6f79289-8cw07

Fenner, M. (2023). The Rogue Scholar archive reaches a milestone: 1000 searchable full-text science blog posts with DOIs. Front Matter. https://doi.org/10.53731/89zgc-ptr93

Front Matter. (n.d.). Front Matter. Front Matter. Retrieved July 12, 2023, from https://blog.front-matter.io/

Internet Archive. (n.d.). Internet Archive: Wayback Machine. Retrieved July 12, 2023, from https://archive.org/web/

Pampel, H. (2023). Bund und Länder legen Leitlinien zu Open Access vor. Wisspub.net. https://doi.org/10.59350/tfqe7-ptn14

Quarto. (n.d.). Quarto. Quarto. Retrieved July 12, 2023, from https://quarto.org/

Redhead, C. (2012, October 23). Why CC-BY? OASPA. https://oaspa.org/why-cc-by/

Rogue Scholar. (n.d.). Rogue Scholar. Retrieved July 12, 2023, from https://rogue-scholar.org/de

Thompson, B. (2023, July 11). Threads and the Social/Communications Map. Stratechery by Ben Thompson. https://stratechery.com/2023/threads-and-the-social-communications-map/

Typst. (n.d.). Typst. Typst. Retrieved July 12, 2023, from https://typst.app/

Podiumsdiskussion: „Open Science – Chancen und Herausforderungen der digitalen Wissenschaft“

Im Rahmen der Open Access Week 2012, einer internationalen Aktionswoche zur Förderung von Open Access, die von wissenschaftlichen Einrichtungen weltweit getragen wird, diskutieren Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Verlagswesen und Forschungsförderung am 23. Oktober 2012 in Berlin über die Herausforderungen und Chancen von Open Science. Im Fokus stehen Themenfelder wie Open Access, Web 2.0 in der Wissenschaft und die dauerhafte Zugänglichkeit von Forschungsdaten.

Die Podiumsdiskussion findet am Abend des 23. Oktober 2012 im Auditorium des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum der Humboldt-Universität zu Berlin statt. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr und findet in deutscher Sprache statt. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Die Podiumsdiskussion wird vom Open Access Koordinationsbüro der Helmholtz-Gemeinschaft, vom Computer- und Medienservice, der Universitätsbibliothek und dem Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin sowie dem Center für Digitale Systeme der Freien Universität Berlin veranstaltet.
Das Programm und weitere Informationen finden sich auf der Website der Humboldt-Universität zu Berlin.

Veranstaltungshinweis: Scicamp „Wissenschaft im Web 2.0“

Am 11. und 12. August 2012 findet in Essen das Scicamp statt. Die Un-Konferenz widmet sich unter dem Motto „Die Relativitätstheorie in 140 Zeichen? Wissenschaft im Web 2.0“ den Chancen und Herausforderungen des Web 2.0 in der Wissenschaft. Auszug aus der Ankündigung:

„Auch in der Wissenschaftskommunikation werden mittlerweile die Möglichkeiten des Web 2.0 mehr und mehr genutzt. Und trotzdem: Immer noch scheuen sich viele Wissenschaftler, aber auch Kommunikatoren diese Instrumente intensiv zu verwenden. Teilweise scheut man sich wohl vor Offenheit und Transparenz die Social Media zwangsweise mit sich bringen, auf der anderen Seite gelten Blogs oder Facebook als sehr zeitintensives „Hobby“. Doch haben diese „Skeptiker“ recht? Worin liegen die Vorteile, aber auch die Nachteile, wo die Grenzen für die Kommunikation im Netz? Was funktioniert, was nicht? Gibt es tatsächlich die Möglichkeit eines offenen, transparenten Dialogs auf Augenhöhe durch die Social Media? Sehen wir immer mehr Beispiele auch für Citizen Science, bei der Bürger direkt im Forschungsprozess beteiligt werden? Und in welchen Bereichen sollten wir vielleicht eher auf andere Medien zurückgreifen, um miteinander zu kommunizieren?“

Die Teilnahme am Scicamp ist kostenlos, es wird jedoch um Anmeldung bis zum 06. August 2012 gebeten. Die Sessionvorschläge lassen auf eine spannende Veranstaltung schließen:

  • Henning Krause, Social Media Manager des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR): „Die 2.0-Wissenschaftskommunikation deutscher Forschungsorganisationen“
  • Andreas Schepers, Communications Compliance Officer von AOES für European Space Agency (ESA): „Twitternde Astronauten, Satelliten und Raketen – Europäische Raumfahrt im Social Web“

Weitere Informationen finden sich auf der Website der Veranstaltung.  Das Scicamp ist eine Veranstaltung von Wissenschaft im Dialog in Kooperation mit dem IdeenPark Essen.

Internet-Enquete setzt auf Open Access

Die Projektgruppe „Bildung und Forschung“ der Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ hat nach dreizehnmonatiger Arbeit Handlungsempfehlungen zu Bildung und Forschung im digitalen Zeitalter veröffentlicht (PDF). Neben Themen wie  „Lernen mit Social Media“, „Bildungs- und Wissenschaftsschranke im Urheberrecht“ sowie „E-Books in der Bibliothek“ wird der offene Zugang zu wissenschaftlicher Information behandelt.

Bund, Ländern und Wissenschaftsorganisationen wird empfohlen „Open Access im Wissenschaftsbereich umfassend zu unterstützen“. Hochschulen und Forschungseinrichtungen sollen Open-Access-Strategien entwickeln und diese mit Hilfe begleitender Maßnahmen (z.B. Repositorien und Publikationsfonds) umsetzen. Fachgesellschaften werden ermutigt, ihre Publikationsorgane frei zugänglich zu machen und damit die Entwicklung von Open Access voranzutreiben.

Mit Blick auf die Novellierung des Urheberrechtsgesetzes („Dritter Korb“) wird ein „verbindliches Zweitveröffentlichungsrecht für alle wissenschaftlichen Beitrage in Periodika und Sammelbänden“ empfohlen. Erfreulich ist, dass diese Forderung von allen Parteien mitgetragen wird. Geprüft werden soll darüber hinaus die Anwendbarkeit eines solchen Rechts auf andere Werkarten.

Open Access, so die Projektgruppe, soll weiter in der Forschungsförderung verankert werden. Anliegen ist, die Entwicklungen auf europäischer Ebene aufzugreifen und für eine „Vereinheitlichung der entsprechenden Regelungen“ zu sorgen. (Aller Voraussicht nach wird Open Access im kommenden EU-Forschungsrahmenprogramm verpflichtend verankert. Somit müssen alle in HORIZON 2020 entstehenden Publikationen frei zugänglich gemacht werden.) Dem Bund wird nahegelegt Open Access in der Ressortforschung verpflichtend zu verankern: Publikationen, die im Rahmen der Ressortforschung entstehen, sollen „bis spätestens zwölf Monate nach der Erstveröffentlichung“ open access zugänglich gemacht werden.

Mit Blick auf das Geschäftsmodell der Publikationsgebühr, welches insbesondere bei Open-Access-Verlagen in den naturwissenschaftlichen Disziplinen Anwendung findet, werden Obergrenzen gefordert: Fördereinrichtungen wird nahegelegt, diese Gebühren nur bis zu einer angemessenen Obergrenze zu tragen. Auszug aus den Empfehlungen:

„Bei dem Aus- und Aufbau von Publikationsfonds sollte darauf geachtet werden, dass die zur Informationsversorgung beitragenden Mittel inklusive der Subskriptionsetats korreliert werden. Zudem sollten bei der Übernahme von Open Access-Publikationskosten  verbindliche Obergrenzen festgelegt werden.“

Interessant ist die Forderung der Kommission nach sogenannten „lay summaries“: Die Internet-Enquete regt an, Anliegen und Ziel von öffentlich geförderten Forschungsprojekten, in einer für Laien verständlichen Form, zu beschreiben und dies Zusammenfassungen über eine Datenbank zugänglich zu machen. Eine solche Praktik wird z.B. bereits in der Schweiz umgesetzt.

Bemerkenswert ist die Forderung der Projektgruppe, Open Access im Rahmen von Evaluierungen besonders zu würdigen. Hierzu heißt es:

„Gleichzeitig sollen Regelungen geschaffen werden, die für eine  besondere Würdigung von Open Access-Publikationen bei Antragsverfahren sorgen und Benachteiligung bei Berufungs- beziehungsweise Besetzungsverfahren ausschließen.“

Auch der Umgang mit Forschungsdaten und die Diskussion um die Chancen und Herausforderungen des „data sharings“ werden aufgegriffen. Dabei wird u.a. die Bedeutung der Interoperabilität von Daten und Daten-Repositorien betont:

„Die Enquete-Kommission empfiehlt dem Bund, Projekte voranzutreiben, die verbindliche  Standards für Zugänglichmachung und Erhalt der digitalen Datenbestände aus öffentlicher Forschung entwickeln. Sie empfiehlt weiter die Unterstützung der Wissenschaftsorganisationen bei der Normierung und Standardisierung von (Meta-)Daten,  Quellenbezeichnungen (u.a. persistent identifiers) und anderen Formaten.“

Nach einem umfassenden Zwischenbericht, indem der offenen Zugang zu wissenschaftlichen Texten und Forschungsdaten ausführlich behandelt wird, hat die Projektgruppe Bildung und Forschung der Internet-Enquete mit ihren Handlungsempfehlungen ein bemerkenswertes Dokument vorgelegt. Den Expertinnen und Experten aus Politik und Wissenschaft ist es gelungen zentralen Themen zu identifiziert und wichtige Empfehlungen zu geben. Die Umsetzung dieser Empfehlungen muss nun durch Bund, Länder und wissenschaftliche Institutionen vorangetrieben werden.

Sammelband zur Offenheit in der digitalen Welt erschienen

Ulrich Herb hat einen lesenswerten Sammelband zum Themenfeld Offenheit in Wissenschaft, Verwaltung und Bildung veröffentlicht. Zwölf Autorinnen und Autoren beleuchten Initiativen deren Ziel es ist, durch Nutzung des Webs, den Zugang zu Information und Wissen zu verbessern. Auszug aus dem Abstract:

„Initiativen, die Transparenz, offenen und möglichst einfachen Zugang zu Informationen, etwa in Wissenschaft und Verwaltung fordern und herstellen, gewinnen rasant an Bedeutung und beginnen sich immer weiter zu differenzieren. Die Forderungen reichen von freiem (im Sinne von kostenlosem) Zugang zu Informationen bis hin zu offenem Zugang analog den Prinzipien der Open Source Community. Manche Initiativen und Phänomene fokussieren stärker auf Transparenz als auf Offenheit, wie z.B. die Whistleblower-Plattform Wikileaks, während wiederum andere (z.B. Open Government oder Open Access zu Forschungsdaten) die Forderungen nach Transparenz und Offenheit kombinieren oder sich an der Bereitstellung nicht-proprietärer Informationen versuchen (wie das Geodaten-Projekt OpenStreetMap oder die Open Metrics Konzepte im Wissenschaftskontext).“

Gelungen ist der Ansatz des Herausgebers, der auch für dieses Blog schreibt, die unterschiedlichen Herangehensweisen der Initiativen in einem Buch zu vereinigen. So wird das Thema Open Data beispielsweise aus Perspektive der Wissenschaft und der öffentlichen Verwaltung behandelt. Dabei werden Gemeinsamkeiten und Gegensätze der „Open Initiatives“ deutlich.

Das 220-seitige Werk „Open Initiatives: Offenheit in der digitalen Welt und Wissenschaft“ ist im Universitätsverlage der Universität des Saarlandes erschienen und open access zugänglich. Für das Bücherregal gibt es auch eine gedruckte Version.

Altmetrics-Studie: Neue Verfahren wissenschaftlicher Impact-Messung

Die niederländische SURFfoundation hat eine sehr lesenswerte Studie über innovative Verfahren der Impact-Messungen in der Wissenschaft veröffentlicht.  Unter dem Titel „Users, narcissism and control – tracking the impact of scholarly publications in the 21st century“ (PDF) beleuchtet die Studie Dienste und Verfahren, mit denen abseits des Impact-Faktors die Wirkung wissenschaftlicher Veröffentlichungen gemessen werden kann. U.a. werden Dienste wie Peer Evaluation, ScienceCard und PLoS Article-Level Metrics betrachtet.

Die Studie beschreibt das Potenzial dieser Dienste wie folgt:

„These allow the researcher to make some sort of limited self-assessment with respect to the response to his/her work. However, this does not mean that these technologies and databases can also legitimately be used in research assessments. For this application, they need to adhere to a far stricter protocol of data quality and indicator reliability and validity. Most new tools do not (yet) comply with these more strict quality criteria.“

Darüber hinaus werden folgende Empfehlungen gegeben:

„The report therefore advises to start a concerted research programme in the dynamics, properties, and potential use of new web based metrics which relates these new measures to the already established indicators of publication impact. Its goal would be to contribute to the development of more useful tools for the scientific and scholarly community. This programme should monitor at least the following tools: F1000, Microsoft Academic Research, Total-Impact, PlosONE altmetrics, and Google Scholar. The programme should moreover develop the following key research themes: concepts of new web metrics and altmetrics; standardisation of tools and data; and the use and normalisation of the new metrics.“

Im Januar erschien im Chronicle of Higher Education ein schöner Artikel („Scholars Seek Better Ways to Track Impact Online“) über die Diskussionen zu diesem Thema, die im Kontext des Altmetrics-Manifest geführt werden.

infocamp: Barcamp zu Bibliotheks- und Informationswissenschaft 2012 in Chur (CH)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Weiterbildungen, Konferenzen, Tagungen, Arbeitsgruppen, Workshops, Meetings ­– Ziel der meisten dieser Veranstaltungen ist die Wissensvermittlung und der Austausch mit FachkollegInnen. Aber bieten diese Veranstaltungen immer genügend Zeit für Gespräche und Diskussionen und werden die für Sie relevanten Themen behandelt?

Beim Infocamp in Chur werden Sie genau die richtige Mischung bekommen! Die als „Unkonferenz“ organisierte Veranstaltung lebt von Ihnen und mit Ihnen. Es gibt keine BesucherInnen, nur TeilnehmerInnen! Sie gestalten das Programm aktiv mit und entscheiden selbst, wie Sie sich einbringen. Ziel ist es, eine Kommunikationsplattform für den Erfahrungsaustausch und die Diskussion zu bieten.

Das Infocamp findet statt vom 7.-8. September 2012 an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Chur. Die Veranstaltung ist als Barcamp konzipiert, das durch einige Keynotes umrahmt wird. Diskutiert werden aktuelle Themen wie beispielsweise:

  • Methoden der Informationswissenschaft -­ Stand und Perspektive
  • Open Access -­ Paradigma der digitalen Wissenschaft
  • Social Media – Kollaboration und der Beitrag der Bibliothek
  • Mobile Media ­- Das Verschwinden des „Ortes“ Bibliothek
  • Open Knowledge -­ Offenheit als Grundlage der Informationswissenschaft und ihrer Praxis?

Eingeladen sind Personen aus der bibliothekarischen und informationswissenschaftlichen Praxis und Forschung. Darüber hinaus freuen wir uns über TeilnehmerInnen aus verwandten Bereichen wie Archiv, Museum, Verlag, E-Learning und IT-Entwicklung.

Die Teilnahme ist kostenlos! Ein Anmeldeformular wird Anfang 2012 auf der Website http://www.infocamp.ch zur Verfügung gestellt.

Weitere Informationen zur Organisation des Infocamps: http://www.infocamp.ch und Facebook https://www.facebook.com/pages/Infocamp-Chur-2012/320380234658735, hashtag #icamp12

Viele Grüße, für das Infocamp-Organisationsteam

Ulrich Herb

Wall Street Journal zu Open Science

Das Wall Street Journal hat in den vergangenen Wochen drei lesenswerte Artikel zum Thema Open Science veröffentlicht:

Michael Nielsen: The New Einsteins Will Be Scientists Who Share, WJS.com, 29.10.2011.

„From cancer to cosmology, researchers could race ahead by working together – online and in the open.“

Paul Allen: Why We Chose ‚Open Science‘, WJS.com, 30.11.2011.

„To accelerate research breakthroughs on brain diseases, the Allen Institute puts all its data online for use without fees.“

Amy Dockser Marcus: Citizen Scientists, WJS.com, 03.12.2011.

„Ordinary people are taking control of their health data, making their DNA public and running their own experiments. Their big question: Why should science be limited to professionals?“

Blogportal für die Geisteswissenschaften

Mareike König, vom Deutsches Historisches Institut Paris (DHIP), berichtet über den Start eines deutschsprachigen Blogportals für die Geisteswissenschaften:  http://de.hypotheses.org. Mit diesem soll der Erfolg geisteswissenschaftlicher Blogs in Frankreich in den deutschen Sprachraum getragen werden.

„Entstanden ist die Idee vor dem Hintergrund des großen Erfolgs des französischsprachigen Blogportals hypotheses.org. Über 60 der derzeit 269 dort versammelten Blogs haben in diesem Sommer von der französischen Nationalbibliothek eine ISSN bekommen und können damit wie Zeitschriften in die Bibliothekskataloge aufgenommen werden[1]. Das Team von hypotheses.org um Marin Dacos und Pierre Mounier stellen die Infrastruktur für das deutschsprachige Portal kostenlos zur Verfügung, ganz im Sinne des Manifests der Digital Humanities, entstanden auf dem Pariser ThatCamp 2010, das Kollaboration in einer solidarischen, offenen, einladenden und frei zugänglichen Praxisgemeinschaft in den Mittelpunkt stellt.“

Schön, dass sich das DHIP diesem Thema annimmt und sein Engagement für die Digital Humanities so konsequent umsetzt. PS: Immer noch lesenswert ist der Beitrag von König auf Archivalia  zur Landschaft geisteswissenschaftliche Blogs in Frankreich.

(via LIBREAS.)

WissKom2012: Call for Papers

Vom 5. – 7. November 2012 findet die WissKom2012 am Forschungszentrum Jülich statt. Das Motto der Konferenz lautet „Vernetztes Wissen – Daten, Menschen, Systeme“. Die WissKom wird von der Zentralbibliothek des Forschungszentrums  veranstaltet.

Wer die WissKom nicht kennt, dem sei ein Blick in die Tagungsbände der vergangen Jahre (2010, 2007) empfohlen. (Diese sind selbstverständlich open access zugänglich.)

Folgende drei Blöcke bilden den Schwerpunkt der Veranstaltung:

  • Vernetzung von Daten: Linked Open Data, Forschungsdaten, etc.
  • Vernetzung von Menschen: virtuelle Arbeits- und Forschungsumgebungen, Social Media, eLearning, etc.
  • Vernetzung von Systemen: Verbundsysteme, Repositorien,  Projekt-Management-Systeme, etc.

Als Mitglied des Programmkomitees freue ich mich ganz besonders auf die Konferenz! Der Call for Papers wurde heute veröffentlicht. Bis zum 15. 29. Februar 2012 besteht die Möglichkeit Vorträge und Poster einzureichen.

Ich bin mir sicher die drei Themenblöcke bieten Raum für spannende Referate und Diskussionen. Alle weiteren Infos finden sich unter: wisskom2012.de. Und natürlich ist die WissKom auch auf Facebook.