eLife geht online: Open Access Journal wird von MPG, Wellcome Trust und Howard Hughes Medical Institute unterstützt

Im Juni 2011 vereinbarten die Max-Planck-Gesellschaft MPG, das Howard Hughes  Medical Institute (USA) und der Wellcome Trust (UK), gemeinsam die Herausgabe eines Open-Access-Journals mit dem Titel eLife aus dem Bereich der Biomedizin/Life Sciences zu unterstützen. Keyfeatures sollten laut damaliger Ankündigung neben offenem Zugang selbstredend strenge Qualitätssicherung sowie ein schneller, innovativer Veröffentlichungsprozess sein. Gestern erblickte elife nun unter dieser URL das Licht der digitalen Wissenschaftswelt: http://www.elifesciences.org.

Auch wenn bislang noch kein Artikel publiziert wurde, gibt die Website etwas Aufschluss über elife. So ist dort von einem zügigen und fairen Publikationsprozess die Rede (die Anwendung von Open Review ist aber anscheinend nicht geplant), vom Einsatz multimedialer Elemente, breiter Beteiligung der Leserschaft, von innovativer Wissenschaftskommunikation und Kollaboration. Publikationsgebühren sollen (zumindest in der ersten Phase) nicht anfallen, die Dokumente selbst werden unter CC-BY verfügbar sein. eLife plant zudem den Einsatz und die Auswertung neuartiger Wirkungsindikatoren à la PLoS, sprich: den Nachweis von wissenschaftlicher Relevanz via Nutzungshäufigkeit und Social Media Impact.

arXiv & Open Access Text Mining

Nature berichtete gestern von einem Vorhaben, das exemplarisch Vorteile des offenen Zugangs zu Informationen beschreibt: Ein Team der Harvard University wird die ca. 740.000 Volltexte des Open Access Repositorys arXiv mittels Text Mining Methoden analysieren. Ziel ist es die Halbwertszeit wissenschaftlicher Begriffe und Konzepte, ihre Dissemination oder gar ihren Mem-Charakter zu erfassen, kurzum: Wissenschaftstrends zu kartographieren. Neben dieser eher szientometrischen Perspektive gibt es allerdings  die angewandte Perspektive des Retrievals: Die Auswertungen erlauben es auch, die relevantesten Publikationen zu einer spezifischen Thematik zu bestimmen. Das sogenannte Cultural Observatory Team der Harvard University hat bereits Erfahrungen mit Analysen dieser Art gesammelt als es mit ähnlichen Verfahren 5 Millionen Texte, die in Google Books indiziert waren, auswertete. Die arXiv-Implementierung verspricht allerdings bessere Usability: Dokumentempfehlungen innerhalb des Google Book Index sind von begrenztem Nutzen, schließlich ist ein Großteil des Materials nicht offen zugänglich. Davon abgesehen illustriert das Projekt den Vorteil der Zugänglichmachung von Informationen unter offenen Lizenzen: restriktive Nutzungsbedingungen, wie sie v.a. im Closed Access üblich sind, untersagen Text Mining.

infocamp: Barcamp zu Bibliotheks- und Informationswissenschaft 2012 in Chur (CH)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Weiterbildungen, Konferenzen, Tagungen, Arbeitsgruppen, Workshops, Meetings ­– Ziel der meisten dieser Veranstaltungen ist die Wissensvermittlung und der Austausch mit FachkollegInnen. Aber bieten diese Veranstaltungen immer genügend Zeit für Gespräche und Diskussionen und werden die für Sie relevanten Themen behandelt?

Beim Infocamp in Chur werden Sie genau die richtige Mischung bekommen! Die als „Unkonferenz“ organisierte Veranstaltung lebt von Ihnen und mit Ihnen. Es gibt keine BesucherInnen, nur TeilnehmerInnen! Sie gestalten das Programm aktiv mit und entscheiden selbst, wie Sie sich einbringen. Ziel ist es, eine Kommunikationsplattform für den Erfahrungsaustausch und die Diskussion zu bieten.

Das Infocamp findet statt vom 7.-8. September 2012 an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Chur. Die Veranstaltung ist als Barcamp konzipiert, das durch einige Keynotes umrahmt wird. Diskutiert werden aktuelle Themen wie beispielsweise:

  • Methoden der Informationswissenschaft -­ Stand und Perspektive
  • Open Access -­ Paradigma der digitalen Wissenschaft
  • Social Media – Kollaboration und der Beitrag der Bibliothek
  • Mobile Media ­- Das Verschwinden des „Ortes“ Bibliothek
  • Open Knowledge -­ Offenheit als Grundlage der Informationswissenschaft und ihrer Praxis?

Eingeladen sind Personen aus der bibliothekarischen und informationswissenschaftlichen Praxis und Forschung. Darüber hinaus freuen wir uns über TeilnehmerInnen aus verwandten Bereichen wie Archiv, Museum, Verlag, E-Learning und IT-Entwicklung.

Die Teilnahme ist kostenlos! Ein Anmeldeformular wird Anfang 2012 auf der Website http://www.infocamp.ch zur Verfügung gestellt.

Weitere Informationen zur Organisation des Infocamps: http://www.infocamp.ch und Facebook https://www.facebook.com/pages/Infocamp-Chur-2012/320380234658735, hashtag #icamp12

Viele Grüße, für das Infocamp-Organisationsteam

Ulrich Herb

Neuer Übersetzungsentwurf der Open Knowledge Definition zur Diskussion freigegeben

Die Open Knowledge Definition (OKD) definiert anhand von 11 Klauseln offenes Wissen (oder Open Knowledge). Verkürzt gesagt sind danach Wissensinhalte oder Daten offen, wenn jede Person sie frei (also ohne Restriktionen) nutzen, zu eigenen Zwecken weiterverwenden und ändern sowie weiterverteilen kann. Diese Kernaussagen der Open Definition, die letztlich eine Übertragung des Open-Source-Prinzips auf Wissensinhalte beabsichtigt, werden in den erwähnten 11 Klauseln ausgeführt und beschrieben. Während die englischsprachige Version der OKD in Version 1.1 [http://www.opendefinition.org/okd/] vorliegt, bezieht sich die derzeitige deutsche Übersetzung auf die OKD-Version 1.0. Aus diesem Grund wurde ein neuer Übersetzungsvorschlag gemacht, der unter der Adresse http://primarypad.com/openknowledgeuebersetzung veröffentlicht ist.

Die Verfasser des aktuellen Übersetzungsvorschlages, Christian Hauschke und Ulrich Herb, bitten alle Interessierten bis zum 21.08.2011 um eine Diskussion und Kommentierung der Ergebnisse, idealerweise im oben verlinkten Dokument. Dies gilt keinesfalls nur, aber insbesondere für die Formulierungen, bei denen sie im Dokument um Rückmeldungen bitten. Weiterhin werden alle Leser dieses Aufrufs darum gebeten, ihn weiter zu verbreiten.

Neu: Microblogging im Wissenschaftsnetzwerk ResearchGATE

Die Online-Community für Wissenschaftler ResearchGATE hat mittlerweile die Publikumsmedien (u. a. Spiegel, Deutschland Radio) erreicht und beschert seinen Nutzern neue Features. Wer die Microblogging-Option in seinem Profil aktiviert, kann nun Kontakte mit Twitter-ähnlichen Kurzinformationen von 420 Zeichen Länge versorgen oder den Microblog-Feeds anderer User folgen, Bewertung und Kommentierung von Postings sind ebenfalls möglich. Feeds aus LinkedIn, Facebook, FriendFeed oder Twitter können ins ResearchGATE-Profil eingebunden werden, umgekehrt können ResearchGATE-Feeds auch in vorhandenen Profilen der vier genannten Services angezeigt werden. Zusätzlich können User jede Microblog-Nachricht um Dateien, Bilder, Links oder Publikationsinformationen ergänzen, um möglichst rasch und unkompliziert Forschungsinformation zu kommunizieren. Damit haben die ResearchGATE-Macher die Funktionalitäten ihres Parallelprojekts ScienceFeed nun auch in ResearchGATE implementiert.

Drollige Autorenidentifikation in Google Scholar

Ich bewundere Mr. Figure. Er hat einen h-index von 13 und einen g-index von 23, zwar auf Kosten anderer – aber wen kümmert das schon? Google Scholar bestimmt nicht. Péter Jacsó, der gern orginelle Oberbekleidung trägt und den ich aufrichtig um seinen Wohn- und Arbeitsort beneide – nein, nein selbst Saarbrücken kann nicht mithalten, publiziert regelmäßig über wissenschaftliche Suchmaschinen, vor allem über Google Scholar.

In seinem neusten Artikel (Jacsó, Péter: Metadata mega mess in Google Scholar. In: Online Information Review, Vol. 34, Issue 1, pp. 175-191. http://www.emeraldinsight.com/10.1108/14684521011024191) dokumentiert er Scholars Schwächen bei der Ermittlung der Autorennamen. Da Google Scholar die reichlich vorhandenen bibliographischen Metadaten der OAI-Schnittstellen, des HTML-Quelltexts oder aus COinS ignoriert und im blinden Vertrauen auf seine Entwickler heiteres Verlagsbashing (diese Schnarchkappen liefern einfach keine PDFs und HTML-Seiten, die Scholars quasioptische Layout-Heuristik interpretieren kann) betreibt, werden fett formatierte Absatzüberschriften oder Login-Felder für Autorennamen gehalten. Dies auf Kosten der Ermittlung der korrekten Autoren, die durch Phantomautoren wie Figure oder Login ersetzt werden und zu niedrige Impact-Scores erhalten. Wer keinen Zugriff auf den erwähnten Online Information Review Volltext hat, findet die hübschesten Fehler auch auf Jacsós Website unter http://www.jacso.info/gs%2Dphantom%2Dau/ – aber auch die hübschesten Autorennamen, die man leichtfertig für fehlerhaft ermittelt halten kann – wie im Falle Mr. Goodenoughs, Gewinner des Enrico Fermi Awards . Ich für meinen Fall ziehe bei der Lektüre mein Lieblingshawaiihemd an, rauche eine Halfcorona und genieße einen Daiquiri … oder zwei.

Scienefeed – des Forschers Twitter

Seit heute existiert ein weiteres Web 2.0 Phänomen in einer Wissenschaftler-Variante: Der Microblogging-Service Sciencefeed (aus der Werkstatt der ResearchGate-Macher) ging online.

Ausgestattet mit einem exklusiven Test-Account  konnte WissPub.net vorab einen Blick auf die Anwendung werfen.

Sciencefeed ist eng mit Facebook, Friendfeed, Twitter verbunden – wer einen Account bei einem dieser Services hat kann diesen zum Sciencefeed- Login verwenden, braucht also keinen neuen Zugang. Daher können Postings in Sciencefeed auch in die erwähnten Services – so der Nutzer will – übergeben werden und umgekehrt Postings aus diesen Services in Sciencefeed angezeigt werden.

Eigene Postings können eine Länge von 420 Zeichen haben und um Bilder, Dateien, Links oder Publikationen ergänzt werden. Um eine Publikation an ein Posting zu heften, kann entweder ein Import aus einem ganzen Pool von Suchmaschinen und Datenbanken (RePEc, PubMed, CiteSeer, DOAJ, arXiv, NASA Technical Report Server, IEEE, BioMed Central, einer Auswahl an OAI-Servern oder dem Katalog der Cornell University) vorgenommen werden oder eine Website mit Coins-Tags bzw. ein RSS-Feed eingelesen werden. Neben Postings können auch private Nachrichten, direct messages, verschickt und ebenfalls um Bilder, Dateien, Links oder Publikationen ergänzt werden. Userprofile geben Auskunft über verfasste Kommentare, positiv bewertete Postings, die Anzahl der Follower eines Teilnehmers sowie die Anzahl der Teilnehmer, deren Follower man ist. Selbstredend können Nutzer Gruppen gründen, Kontakte verwalten sowie Postings anderer Nutzer bewerten oder kommentieren. Gruppen können drei unterschiedliche Sichtbarkeitsstufen haben, von privat (nur für Eingeladene) über Standard (jeder kann kommentieren, nur der Gruppengründer kann posten) bis öffentlich (jeder kann posten und kommentieren). Sehr schick: Wird eine Gruppe als Event, etwa als Konferenz, markiert, wird mit allen Hashtags im Event ein Pull auf Twitter ausgeführt und alle dortigen Posts mit passenden Hashtags werden in den Feed der Sciencefeed Gruppe übertragen.

Wissenschaftler, denen Twitter zu wenig nützliche Werkzeuge lieferte, könnten bei Sciencefeed fündig werden: Über das Verfolgen von Nachrichten anderer User hinaus existieren in Sciencefeed Funktionen zur Kollaboration, zum Informations- und Datenaustausch und zur Vernetzung.

Link: http://www.sciencefeed.com

Nutzungsdaten & Zitation: eine Notiz aus Mendeley

Mendeley.com, ein  Social Community Angebot für Wissenschaftler, skizziert in einer aktuellen Meldung einen interessanten Zusammenhang zwischen Nutzungszahlen und Zitationshäufigkeiten.  Die herangezogenen Nutzungszahlen wurden innerhalb Mendeleys (das auch eine Literaturverwaltung mit Onlinekomponente und Offline-Client bietet) ermittelt und beruhen auf der Häufigkeit, mit der ein Dokument in Nutzerbibliotheken erscheint und der Anzahl unterschiedlicher Tags. Die Auswertung bezog sich ausschließlich auf Dokumente, die im Jahr 2009 erschienen. Für die fünf am häufigsten genutzten Artikel aus der Biologie ermittelte man einen Korrelationskoeffizienten von 0,76 zwischen den erwähnten Nutzungsinformationen und den Zitationswerten der Artikel gemäß des Web of Knowledge von Thomson Scientific.  Einschränkend wirkt selbstredend die geringe Datenbasis.

arXiv auf der Suche nach finanziellem Community-Support

Die Cornell University Library sucht finanzielle Unterstützer für arXiv, das Aushängeschild der Open-Access-Repositories. Das knapp 600.000 Open-Access-Volltexte anbietende Repository verursacht jährliche Kosten in Höhe von 400.000 US-Dollar. Aufgrund des sinkenden Etats bittet die Cornell University Library nun die Einrichtungen zur freiwilligen Kollekte, die arXiv am intensivsten nutzen. Interessanterweise wird Nutzung dabei nicht über die Zahl der eingespielten Dokumente, sondern über die Downloads definiert.  Um allen Missverständnissen vorzubeugen: arXiv bleibt für Autoren und Leser kostenlos. Zahlreiche der angefragten Einrichtungen signalisierten bereits ihre Bereitschaft arXiv finanziell zu unterstützen.  Mehr Infos dazu unter http://www.heise.de/tp/blogs/6/146973

YouTube für Wissenschaftler

SciVee kann man getrost als YouTube für Wissenschaftler bezeichnen – eigentlich sogar als  „YouTube Enhanced“:  Wissenschaftler können Texte einstellen und ihre Thesen in einem Videovortrag darlegen, User können zu den Dokumenten und Videos Kommentare und Bewertungen verfassen – womit SciVee auch das Prinzip einer Open Review anwendet.  SciVee ging aus einer Kooperation der National Science Foundation, der Public Library of Science PLoS und dem San Diego Supercomputing Center hervor. Nähere Informationen dazu findet man in einem älteren Telepolis-Artikel: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26011/1.html

Weniger der Zirkulation neuer wissenschaftlicher Ideen als der Verbreitung audiovisueller Lehrmaterialien dient yovisto. Yovisto macht vorrangig Materialen deutsch- und englischsprachiger Universitäten entgeltfrei zugänglich, scheint aber auch für andere Initiativen offen: so finden sich neben den knapp  2.500 Videos der Berkeley University auch cirka 190 Vorträge des Chaos Communication Congress der Jahre 2007 bis 2009.