Baden-Württemberg setzt auf E-Science: Strategiepapier und Förderprogramm

Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg hat gestern ein 120-seitiges „Fachkonzept zur Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Infrastruktur“ (PDF) vorgestellt. Zur Umsetzung des Konzeptes werden Mittel in Höhe von 3,7 Mio. Euro breitgestellt. Mit dem Förderprogramm soll der „Ausbaus einer leistungsfähigen, effizienten und innovativen Informationsinfrastruktur für die wissenschaftlichen Einrichtungen in Baden-Württemberg“ vorangetrieben werden.

Fachkonzept zur Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Infrastruktur

Das Strategiepapier setzt auf dem “Gesamtkonzept für die Informationsinfrastruktur in Deutschland” der Kommission Zukunft der Informationsinfrastruktur (KII) und anderen Aktivitäten – z. B. der Schwerpunktinitiative „Digitale Information“  der Wissenschaftsorganisationen –  auf und widmet sich fünf zentralen Handlungsfeldern:

  • Lizenzierung elektronischer Informationsmedien
  • Digitalisierung
  • Open Access
  • Forschungsdatenmanagement
  • Virtuelle Forschungsumgebungen

Die baden-württembergische Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Theresia Bauer wird in einer Pressemitteilung wie folgt zitiert:

„Innovation beginnt mit Wissenschaft. Hochschulen und außeruniversitäre Forschungs- und Informationsinfrastruktureinrichtungen benötigen eine gemeinsame E-Science-Infrastruktur, die dem Bedarf der Wissenschaft heute und in Zukunft entspricht. Deren Ausbau ist ein zentraler Baustein für Baden-Württembergs internationale Wettbewerbsfähigkeit als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort“

Die E-Science-Strategie wurde durch eine Arbeitsgruppe von Expertinnen und Experten des Landes erarbeitet. Zum Thema Open Access heißt es:

„Die Open Access Politik des Landes Baden-Württemberg ist darauf angelegt, im Land die Voraussetzungen zu schaffen, den notwendigen internationalen Umgestaltungsprozess als herausgehobener Akteur zu ermöglichen, zu fördern und aktiv mitzugestalten, um so auch die Wahrnehmung der Forschungsergebnisse aus Baden-Württemberg international zu erhöhen.“

Das Land Baden-Württemberg ebnet mit diesem bemerkenswerten E-Science-Konzept den Weg zu Schaffung einer offenen Informationsinfrastruktur zur Förderung von Open Science. Wünschenswert wäre, dass auch andere Bundesländer sich diesem Thema umfassend annehmen und im engen Dialog mit der Wissenschaft ähnlich detaillierte Konzepte auf den Weg bringen, die dann auch in die angekündige Open-Access-Strategie der Bundesregierung einfliesen können.

Aktuell wird das Themfeld Open Access auch in Berlin, Nordrhein-Westfalen (PDF) und Schleswig-Holstein auf Landesebene diskutiert.

Große Koalition kündigt umfassende Open-Access-Strategie an

Erfreulicherweise wollen CDU, CSU und SPD in dieser Legislaturperiode wichtige Rahmenbedingungen für einen zeitgemäßen Umgang mit wissenschaftlicher Information schaffen. Im heute vorgestellten Koalitionsvertrag (PDF) heißt es:

„Wir werden den wichtigen Belangen von Wissenschaft, Forschung und Bildung stärker Rechnung zu tragen und eine Bildungs- und Wissenschaftsschranke einführen.“

Das Aktionsbündnis Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft bewertet diese Aussage in einer Pressemitteilung als „vielversprechend“, mahnt jedoch zugleich eine „tatsächlich bildungs- und forschungsfreundlich’“ Umsetzung der nötigen Regelungen im Urheberrechtsgesetz an. Bereits 2010 hat das Aktionsbündnis einen Entwurf für eine „allgemeinen Wissenschaftsschranke“ vorgelegt, der die „bisherigen kleinteiligen und höchst komplizierten Schrankenlösungen“ in einem Paragraphen bündelt.

Auch will die Koalition prüfen, „ob den öffentlichen Bibliotheken gesetzlich das Recht eingeräumt werden sollte, elektronische Bücher zu lizenzieren.“ Darüber hinaus soll auf europäischer Ebene für den ermäßigten Mehrwertsteuersatz für elektronische Medien geworben werden.

Weiter schreiben sich CDU, CSU und SPD die Förderung des offenen Zugangs zu wissenschaftlichen Publikationen und Forschungsdaten auf die To-Do-Liste:

„Wir werden eine umfassende Open Access Strategie entwickeln, die die Rahmenbedingungen für einen effektiven und dauerhaften Zugang zu öffentlich finanzierten Publikationen und auch zu Daten (open data) verbessert.“

Durch ein Förderprogramm sollen der “Aufbau, der Ausbau und die koordinierte nationale, europäische und internationale Vernetzung von offenen (Forschungs-)Datenbanken, Repositorien und Open-Access-Zeitschriften der Forschungseinrichtungen und der Hochschulen“  vorangetrieben werden.

Optimistisch stimmt der Blick auf  das Themenfeld „Digitalisierung und Infrastruktur in der Wissenschaft“. Der Umgang mit Forschungsdaten soll verbessert werden. Dazu heißt es im Koalitionsvertrag:

„Wir werden eine Strategie für den digitalen Wandel in der Wissenschaft initiieren, zum Beispiel um Zugang und Nutzbarkeit von komplexen Forschungsdaten zu verbessern. Gemeinsam mit den Ländern werden wir einen Rat für Informationsinfrastrukturen gründen, in dem sich die Akteure des Wissenschaftssystems über die Erarbeitung disziplinen und institutionenübergreifender Strategien und Standards verständigen. Zudem wollen wir virtuelle Forschungsumgebungen stärken, die es Forscherinnen und Forschern erlauben, mithilfe digitaler Medien über disziplinäre, institutionelle und geografische Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten und daraus auch neue Forschungsmethoden und -gegenstände zu entwickeln.“

Die  Einrichtung eines Rates für Informationsinfrastrukturen wurde erst letzte Woche durch die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) beschlossen.

Auch der nationalen „Roadmap-Prozess für große Forschungsinfrastrukturen“ soll unter „unter Berücksichtigung neuer Kooperationsmöglichkeiten zwischen Bund und Ländern “ fortgesetzt werden.

Im Bereich der digitalen Wissenschaft soll  die „Forschungs- und Innovationsförderung für ‚Big Data’ auf die Entwicklung von Methoden und Werkzeugen zur Datenanalyse“ ausgerichtet werden. Weiter soll ein mit „öffentlichen Mitteln finanziertes Internet-Institut“ geschaffen werden.

Fazit: Es wird spannend welche konkreten Maßnahmen bis 2017  folgen werden.  Zu hoffen ist, dass die angesprochen Themen rasch und mutig im Sinne der Wissenschaft umgesetzt werden.

WissKom2012: Programm steht, Anmeldung ist eröffnet

Herbstzeit ist Tagungszeit! Vom 5. – 7. November 2012 findet die WissKom2012 am Forschungszentrum Jülich statt. Das Motto der Konferenz lautet „Vernetztes Wissen – Daten, Menschen, Systeme“.

Als Mitglied des Programmkomitees freue ich mich ganz besonders auf die Konferenz. Das Programm steht und die Anmeldung ist eröffnet.

Im Themenfeld „Daten“ werden u.a. Ergebnisse und Erfahrungen aus den  Projekten EDaWaX, re3data.org und TERENO vorgestellt. Darüber hinaus geht es z.B. um die Registrierung sozial- und wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsdaten.

Unter dem Stichwort „Systeme“ geht es u.a. um die semantische Anreicherung und Vernetzung von Open-Access-Publikationen sowie um Verfahren der Impact Messung auf Basis von Open-Access-Repositorien.

Das dritte Thema der Konferenz lautet „Menschen“. Hier geht es u.a. um kollaborative Wissengenerierung und pandisziplinären Forschungsplattformen. Weiter wird der sehr geschätzte Kollege Lambert Heller über „Ideale und Alltagsprobleme beim Rollenwandel digitaler BibliothekarInnen“ sprechen.

Veranstalter ist die Zentralbibliothek des Forschungszentrums  Jülich. Programm und Anmeldeformular finden sich auf finden sich unter: wisskom2012.de. Und natürlich ist die WissKom auch auf Facebook zu finden.

Podiumsdiskussion: „Open Science – Chancen und Herausforderungen der digitalen Wissenschaft“

Im Rahmen der Open Access Week 2012, einer internationalen Aktionswoche zur Förderung von Open Access, die von wissenschaftlichen Einrichtungen weltweit getragen wird, diskutieren Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Verlagswesen und Forschungsförderung am 23. Oktober 2012 in Berlin über die Herausforderungen und Chancen von Open Science. Im Fokus stehen Themenfelder wie Open Access, Web 2.0 in der Wissenschaft und die dauerhafte Zugänglichkeit von Forschungsdaten.

Die Podiumsdiskussion findet am Abend des 23. Oktober 2012 im Auditorium des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum der Humboldt-Universität zu Berlin statt. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr und findet in deutscher Sprache statt. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Die Podiumsdiskussion wird vom Open Access Koordinationsbüro der Helmholtz-Gemeinschaft, vom Computer- und Medienservice, der Universitätsbibliothek und dem Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin sowie dem Center für Digitale Systeme der Freien Universität Berlin veranstaltet.
Das Programm und weitere Informationen finden sich auf der Website der Humboldt-Universität zu Berlin.

DFG-Positionspapier: „Perspektiven für die digitale Transformation“

Der Senat der Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat heute unter dem Titel „Die digitale Transformation weiter gestalten – Der Beitrag der DFG zu einer innovativen Informationsinfrastruktur für die Forschung“ (PDF)  ein Positionspapier zur strategischen Weiterentwicklung von Informationsinfrastrukturen für die Forschung verabschiedet. Auszug aus der Pressemitteilung:

„Vor dem Hintergrund eines rasanten Wandels der Bedingungen wissenschaftlichen Arbeitens unter digitalen Vorzeichen setzt sich das Positionspapier mit den aktuellen Herausforderungen einer innovativen Informationsinfrastruktur für die Forschung auseinander, greift neue Entwicklungen auf und benennt prioritäre Felder für Förderinitiativen. DFG-Präsident Professor Matthias Kleiner: ‚Exzellente Grundlagenforschung ist nicht ohne Informationsinfrastrukturen auf der Höhe der Zeit zu denken. Insofern kommt ihrem Auf- und weiteren Ausbau eine hohe, zukunftsweisende Bedeutung zu. Das Papier wird als strategische und thematische Richtschnur für die Informations- und Literaturversorgung der nächsten Jahre dienen – im Interesse des Forschungsstandorts und seiner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.'“

Erarbeitet wurde das Positionspapier vom DFG-Ausschuss für Wissenschaftliche Bibliotheken und Informationssysteme. Das 18-seitige Papier behandelt folgende vier Themenfelder: Überregionale Literaturversorgung, Erschließung und Digitalisierung, Elektronische Publikationen und Informationsmanagement. Angeknüpft wird an die DFG-Strategieschrift „Schwerpunkte der Förderung bis 2015“ (PDF) aus dem Jahr 2006.

US-Förderoffensive im Bereich „Big Data“

Unter dem  Motto „Big Data Across the Federal Government“  hat die US-Regierung heute eine 200 Millionen US-Dollar schwere Förderoffensive im Bereich „Big Data“ angekündigt. In der Pressemitteilung (PDF) zum Start der Big-Data-Initiative beschreibt der Direktor des Büros für Wissenschaft und Technologie (OSTP) des Weißen Hauses John P. Holdren das Anliegen:

„In the same way that past Federal investments in information technology R&D led to dramatic advances in supercomputing and the creation of the Internet, the initiative we are launching today promises to transform our ability to use Big Data for scientific discovery, environmental and biomedical research, education, and national security”.

Im Rahmen der Initiative haben sich mehrere US-Behörden auf die  Förderung von datenintensiven Forschungsprojekten und deren  Infrastrukturen verständigt.

Teil der Initiative ist das Projekt 1000 Genomes der National Institutes of Health (NIH) bei dem Genomdatenvia Amazon Web Services (AWS) frei zugänglich gemacht werden. Auszug aus der Pressemitteilung der HIH:

“The data now being released in the cloud include results from sequencing the DNA of some 1,700 people; the remaining 900 samples will be sequenced in 2012 and that data will be released to researchers as soon as possible. The new results identify genetic variation occurring in less than 1 percent of the study populations and which may make important genetic contributions to common diseases, such as cancer or diabetes.”

Ein Fact Sheet (PDF) informiert über die Fördermaßnahmen der einzelnen US-Behörden. Interessant ist, dass die Förderung nicht nur auf Forschung und Informationsinfrastruktur (wie z.B. Forschungsdaten-Repositorien) fokussiert ist, sondern auch Rahmenbedingungen und Anreize aufgreift. So finden sich auch Projekte zu Themenfeldern wie „data citation“ und „data sharing“ im Portfolio der Förderoffensive.

WissKom2012: Call for Papers

Vom 5. – 7. November 2012 findet die WissKom2012 am Forschungszentrum Jülich statt. Das Motto der Konferenz lautet „Vernetztes Wissen – Daten, Menschen, Systeme“. Die WissKom wird von der Zentralbibliothek des Forschungszentrums  veranstaltet.

Wer die WissKom nicht kennt, dem sei ein Blick in die Tagungsbände der vergangen Jahre (2010, 2007) empfohlen. (Diese sind selbstverständlich open access zugänglich.)

Folgende drei Blöcke bilden den Schwerpunkt der Veranstaltung:

  • Vernetzung von Daten: Linked Open Data, Forschungsdaten, etc.
  • Vernetzung von Menschen: virtuelle Arbeits- und Forschungsumgebungen, Social Media, eLearning, etc.
  • Vernetzung von Systemen: Verbundsysteme, Repositorien,  Projekt-Management-Systeme, etc.

Als Mitglied des Programmkomitees freue ich mich ganz besonders auf die Konferenz! Der Call for Papers wurde heute veröffentlicht. Bis zum 15. 29. Februar 2012 besteht die Möglichkeit Vorträge und Poster einzureichen.

Ich bin mir sicher die drei Themenblöcke bieten Raum für spannende Referate und Diskussionen. Alle weiteren Infos finden sich unter: wisskom2012.de. Und natürlich ist die WissKom auch auf Facebook.

Kurz: Urheberrechtsreform gefordert; Freier Zugang zu Forschungsdaten klinischer Studien; Umgang mit zurückgezogenen Artikeln; Nanopublikationen in der Pharmazie

Urheberrechtsreform gefordert: Das Aktionsbündnis Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft hat Anfang der Woche das Ergebnis einer Erhebung zu Anforderungen von Wissenschaft und Bildung an das Urherbrecht veröffentlicht. Über 2.500 Personen haben sich an der Umfrage beteiligt und sich in ihren Antworten für eine umfassende Reform des Urheberrechts ausgesprochen. In der Umfrage wird auch die Forderung nach einem Zweitverwertungsrecht deutlich. Auszug aus der Pressemitteilung:

„Besonders deutlich (nämlich zu 91,7 % ) fordern die Befragten, dass zumindest das mit öffentlichen Mitteln geförderte Wissen frei öffentlich zugänglich gemacht wird – wie bereits in entsprechenden Petitionen an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestag verlangt. Um dies zu erreichen, sollte der Gesetzgeber über Gutachten klären lassen, ob das Zweitverwertungsrecht auch den Institutionen der AutorInnen verbindlich zugesprochen werden darf: Einer solchen Lösung stimmen 80,3% der in Bildung und Wissenschaft Arbeitenden und Publizierenden zu.“

CDU: Auf ScienceBlogs berichtet Christian Reinboth über seinen Antrag zur Förderung von Open Access im Rahmen des bildungspolitischen Strategiepapiers „Bildungsrepublik Deutschland“ der CDU. (Via OATP)

Forschungsdaten klinischer Studien: Die Cochrane Collaboration spricht sich in einem Statement für eine bessere Zugänglichkeit von Forschungsdaten aus, die im Rahmen von klinischen Studien erhoben werden: (Via OATP)

“[A]ll data from all randomised clinical trials, including raw anonymised individual participant data that do not allow identification of individual participants, and the corresponding trial protocols to become publicly available free of charge and in easily accessible electronic formats“.

Umgang mit zurückgezogenen Artikeln: In der aktuellen Ausgabe der Nature befasst sich Richard Van Noorden mit den Problematiken zurückgezogener wissenschaftlicher Artikel. In dem lesenswerten Aufsatz findet sich der Hinweis auf das interessante Blog „Retraction Watch“.

Nanopublikationen in der Pharmazie: Veronika Schmidt berichtet auf Die Presse.com über das EU-Projekt Open PHACTS (Open Pharmacological Concepts Triple Store). Das Projekt widmet sich u.a. dem Konzept der Nanopublikation im Bereich der Pharmazie.

Google Scholar – von der Suchmaschine zum Collaboratory?

Hat die Vernachlässigung von Google Scholar ein Ende? Nachdem Microsoft Academic Search bereits vor einigen Monaten begonnen hat, bibliometrische Indikatoren in seiner wissenschaftlichen Suchmaschine nachzuweisen, zieht Google jetzt nach.

Vor einigen Tagen kündigte Google den Start des Dienstes „Google Scholar Citations“ an. Nach Angaben des Konzerns ermöglicht der Dienst „a simple way for you to compute your citation metrics and track them over time.“

Aktuell befindet sich der Google Scholar Citations in einer geschlossenen Betaphase. Die Reaktionen auf den Start von Google Scholar Citations sind vielfältig. Während z.B. Joachim Michel das Ende des Social Science Citation Index (SSCI) prognostiziert, äußern sich andere Kommentatoren zurückhaltender. So z.B. Martin Fenner, dessen lesenswerter Blogpost hier empfohlen werden muss.

Während bei Datenbanken wie Scopus oder Web of Science die Datengrundlage für die Berechnung bibliometrischer Indikatoren (einigermaßen) nachvollziehbar ist, ist bei Google Scholar Citations und bei Microsoft Academic Search unklar, welche Quellen  (z.B. Repositorien) indexiert werden. So hat z.B., wie bereits geschrieben, Albert Einstein bei Google Scholar 663 Publikationen und einen h-Index von 79, bei Microsoft Academic Search hat der Nobelpreisträger 194 Publikationen und einen h-Index von 23.

Ich habe seit wenigen Stunden einen Google Scholar Citations Account. Bei der Registrierung fand Google automatisch 9 Publikationen, an denen ich beteiligt bin. Diese werden nun automatisch in meinem Profil nachgewiesen. Bisher habe ich darauf verzichtet, weitere Publikationen hinzuzufügen oder auch die nachgewiesenen Slides zu löschen um das Profil etwas aussagekräftiger zu gestalten. Ein Klick auf mein Profil zeigt eine weitere Herausforderung: die heterogene Metadatenqualität. Nach diesen wenigen Spielereien mit dem Dienst fällt auch mein bisheriges Fazit eher verhalten aus.

Betrachtet man Google Scholar Citations jedoch vor dem Hintergrund von Google Plus wird das Potenzial des Dienstes deutlich. Eine Integration von Google Scholar Citations in Google Plus wäre ein feine Sache! So könnten z.B. die wöchentlichen Projektmeetings über Google Hangout organisiert werden oder die Papers der Kolleginnen und Kollegen könnten „Stream“ diskutiert werden.

Dieses Szenario könnte bald an Bedeutung gewinnen. Wie diesen Monat bekannt wurde investiert Google in das Startup-Unternehmen Wingu.

Wingu ist eine „enterprise cloud computing company“, die unter dem Namen „Elements“ ein Software-Produkt betreibt, das Google Scholar von einer Suchmaschine zu einer „virtuellen Forschungsumgebung“ (Collaboratory) aufwerten könnte. Auszug aus der Beschreibung der Software:

„Wingu’s flagship product, Elements, is an extensible scientific data integration and collaboration platform that helps researchers easily design, capture, analyze, and manage their data, allowing them to concentrate on science rather than software. The modular framework allows for simple data organization and customization, while the cloud-based architecture enables global collaborations with distributed teams.“

Es bleibt spannend! BTW: Ist jemandem ein Repositorium bekannt, welches das „citations-gadget“ integriert hat?

BMBF-Thesenpapier zum zukünftigen Internet

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat im Rahmen der Konferenz „Zukünftiges Internet“ (Berlin, 05.07 -06.07.2011) eine Thesenpapier (PDF) zum zukünftigen Internet veröffentlicht. Das Papier umfasst zehn Thesen, die aus Sicht des Ministeriums zentrale Punkte bei der Entwicklung des Internets aufgreifen. Einen Bericht zur Konferenz von Richard Sietmann findet sich auf heise online.

Für mich etwas überraschend findet die Bedeutung des Internets für Forschung und Lehre keine eigenständige Betrachtung in den BMBF-Thesen. Wer sich jedoch einen Überblick über Stand und Entwicklung der digitalen und vernetzten Forschung in Deutschland machen will, kann sich durch den jetzt erschienen Tagungsband (PDF) der Konferenz „Digitale Wissenschaft 2010“ klicken, den wisspub-Kollege Cornelius Puschmann mit herausgegeben hat.

In 28 Beiträge von 61 Autorinnen und Autoren werden auf 210 Seiten die Themenfelder „Digital Humanities“, „Wissenschaftskommunikation und Web 2.0“, „E-Science und Forschungsdatenmanagement“ sowie „Elektronisches Publizieren und Open Access“ behandelt. (Disclosure: Auch ein Beitrag von mir ist enthalten.)