Massenrücktritt des Editorial Board beim Elsevier Journal Lingua

Die klare Haltung gegenüber Elsevier verbunden mit einer Kommunikationsstrategie der Niederländer zeigt Wirkung. Das gesamte Editorial Board hat vergangene Woche den Rücktritt aus dem von Elsevier geführten Journal Lingua gegeben. Die Editoren werden ein neues Open Access Journal mit dem Namen Glossa bei Ubiquity Press starten.

Ankündigung von Johan Rooryck auf Facebook, 27.19.2015Elsevier bedauert den Abgang offenbar, will aber Lingua weiterführen.Ling OA

Bereits im Oktober wurde zusammen mit der OLH die Initiative LingOA bekannt gegeben. LingOA will den Transformationsprozess in der überschaubaren Disziplin Linguistik von ca. 26’000 Forschenden fördern. Weitere Journals sollen bald OA werden:

Dabei verfolgt LingOA den Grundsatz „Fair Open Access“ (Bezeichnung angelehnt an Fair Trade Label):

  • The editorial board owns the title of the journals.
  • The author owns the copyright of his articles, and a CC-BY license applies.
  • All articles are published in Full Open Access (no subscriptions, no ‘double dipping’).
  • Article processing charges (APCs) are low (around 400 euros),
    transparent, and in proportion to the work carried out by the publisher.

Wie Gerard Meijer, Präsident der Universität Nijmegen und Leiter der Elsevier Verhandlungen in einem Interview ankündigte, sind weitere Rücktritte aus Editorial Boards von Elsevier Journals nicht auszuschliessen, sofern Elsevier den Forderungen für mehr OA der Niederländer nicht nachkommen will:

Beim Boykott muss man verschiedene Ebenen unterscheiden: Einige hochkarätige Wissenschafter sind in Editorial oder Advisory Boards von Elsevier-Journals. Wir haben sie gefragt, ob sie bereit wären, zurückzutreten, wenn wir zu keinem Abkommen finden. An der Radboud-Universität Nijmegen haben 80 Prozent gesagt, dass sie zurücktreten würden. In den Niederlanden sind es im Schnitt mehr als 60 Prozent. Wir haben auch gefragt, wer noch Review-Tätigkeiten für Elsevier machen würde – fast keiner. Wissenschafter könnten weiterhin in Elsevier-Journals veröffentlichen, aber jeder muss bedenken, ob das der richtige Weg ist. Wie viele das tun würden, haben wir noch nicht erhoben.

Update 5.11.2015

Elsevier hat sich nun noch ganz öffentlich zum Rücktritt des Editorial Board geäussert um Missverständnisse auszuräumen. Wie Martin Eve in seinem Kommentar dazu zeigt, unterliegt Elsevier dabei selber einigen Missverständnissen.

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