Apps für die Wissenschaft

Die Anzahl der Apps für Mobilgeräte wie iPhone, iPod Touch und iPad wächst. In der aktuellen Ausgabe der Research Information fasst Sian Harris unter dem Titel „Research in an ‚app'“ den Stand der Entwicklungen für Forschung und Lehre zusammen. Neben der Vorstellung einiger Apps (z.B. von IOP, Nature und OECD) und mobiler Webseiten beschreibt der Autor die Herausforderungen für Verlage und andere Akteure im Feld. Beispiel Authentifizierung: Während der Zugriff auf closed access Journale wie Nature und Co. normalerweise über die IP-Adressen einer wissenschaftlichen Institution, per Lizenzierung, geregelt ist, erwarten Nutzerinnen und Nutzer eines iPhones oder iPads den ortsunabhängigen Zugriff ohne Barrieren:

„For the moment, the approach with many apps is to offer them without authentication barriers but only to provide some of the information and services that is available to subscribers. IOPscience express, for example, is free and does not require any log in. However, it only has the last two years of content, users are limited to 20 downloads per month and they can’t synchronise the PDFs that they access on their iPhone with their PC.“

Open-Access-Journale haben dieses Problem nicht. Seit März 2010 gibt es das PLoS Medicine iPhone App. Dieses erlaubt den kostenfreien Zugriff auf alle Artikel der Open-Access-Zeitschrift, egal ob auf dem Campus oder aus der U-Bahn.

Einen Blick in die Zukunft bietet der PLoS Reader, der für das iPad entwickelt wurde und seit dem 15. Juni 2010 kostenlos zugänglich ist.

Interessant wird sein, wie sich das iPad in der Wissenschaft etabliert. Zum einen eröffnet die Mobilität des Gerätes eine Vielzahl von interessanten Einsatz-Szenarien z.B. in der Feldforschung. Zum anderen behindert die Geschlossenheit des Systems die enge Verknüpfung von wissenschaftlichem Arbeitsprozess, Publikationsprozess und Rezeption. Es sei denn, es wird ein schickes App programmiert, das eine Verknüpfung zwischen den genannten Prozessen herstellt.

Spannend wird insbesondere die Entwicklung der Apps zur Literaturverwaltung werden. Nach meinem Wissen gibt es außer dem Papers App bisher keine Anwendung zur wissenschaftlichen Literaturverwaltung. (Siehe dazu auch die Diskussionen im Mendeley-und im Zotero-Forum.)

Literatur:

Harris, S.: Research in an ‚app‘. In: Research Information, June/July 2010. Online.

DFG erwartet Aussagen zum Umgang mit Forschungsdaten

Jens Klump weist im Zeigertelegraph, dem Blog des Zentrums für Geoinformationstechnologie am Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ, darauf hin, dass die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) seit April 2010 von Antragstellern Aussagen zum Umgang mit Forschungsdaten erwartet.

In der aktuellen Version des „Leitfaden für Antragsteller“ (Nr. 1.02) heißt es auf Seite 19:

Die Verbesserung des Umgangs mit Forschungsdaten hat sowohl bei nationalen und internationalen Forschungsorganisationen, als auch in der Wissenschaft eine hohe Bedeutung. Die DFG ist daher bestrebt, durch ihre Förderung auch zur Sicherung, Aufbewahrung und nachhaltigen Verfügbarkeit der Forschungsdaten beizutragen.

Wenn aus Projektmitteln systematisch (Mess-)Daten erhoben werden, die für die Nachnutzung geeignet sind, legen Sie bitte dar, welche Maßnahmen ergriffen wurden bzw. während der Laufzeit des Projektes getroffen werden, um die Daten nachhaltig zu sichern und ggf. für eine erneute Nutzung bereit zu stellen. Bitte berücksichtigen Sie dabei auch – sofern vorhanden – die in Ihrer Fachdisziplin existierenden Standards und die Angebote bestehender Datenrepositorien.

Interessant ist auch der Blick in die USA: Die National Science Foundation (NSF) erwartet von Antragstellern zukünftig einen Datenmanagementplan. Siehe dazu auch: Mervis, J.: NSF to Ask Every Grant Applicant for Data Management Plan. ScienceInsider, 05.05.2010. Online.

Wie ein solcher Datenmanagementplan aussehen kann, zeigt z.B. das UK Data Archive in folgender Publikation: Van den Eynden, V. et al.: Managing and Sharing Data: a best practice guide for researchers. 2009. Online.

Forschen in virtuellen Umgebungen

Zwei aktuelle Studien widmen sich den technischen und organisatorischen Dimensionen virtueller Forschungsumgebungen.

Ende Januar veröffentlichte das britische Joint Information Systems Committee (JISC) seine „Virtual Research Environment Collaborative Landscape Study“ [1]:

The VRE Landscape Study aimed to investigate international developments in Virtual Research Communities (VRCs) and to evaluate them in relation to the activities in the JISC’s VRE programme. The study examined programmes in a number of key countries along with significantprojects and communities as well as some countries where developments on this front are just beginning. There has been a great deal of activity over the past few years in terms of prototype and demonstration systems moving into the mainstream of research practice. Notable trends areemerging as researchers increasingly apply collaborative systems to everyday research tasks.

Die Studie „Collaboratories: Connecting Researchers“ [2], die die niederländische SURFfoundation im April publizierte hat einen ähnlichen Fokus:

The report Collaboratories: Connecting Researchers compares eight software systems, evaluates the experience gained in twelve Dutch projects, and gives an overview of international trends. The report provides a more solid basis for providing facilities for the research community. It offers insights into the selection, construction, and use of online research collaboratories.

Die JISC-Studie betont die kulturelle Dimension virtueller Forschungsumgebungen und beschreibt das Potenzial kollaborativer Plattformen, die den gesamten Forschungsprozess begleiten.

Die SURF-Studie, welche acht Software-Lösungen und zwölf niederländische Projekte analysiert, kommt zum selben Schluss:

One thing that has become very clear in the course of this study is that ‘software’, though important, is not the crucial issue. It may ultimately be more about the question of ‘how to deal with differences’ – in applications, needs, tools, and software. And about the ambition and ability to tackle that question.

Quellen:

[1] Carusi, Annamaria; Reimer, Torsten: Virtual Research Environment Collaborative Landscape Study. JISC, 2010.

[2] Van der Vaart, Lilian: Collaboratories: Connecting Researchers. How to facilitate choice, design and uptake of online research collaboratories. SURFfoundation, 2010.

„Yes, we are open – Wissenschaft, E-Books und das Urheberrecht“

Es war der Titel der Veranstaltung, der mich bisher abgeschreckt hat. Aber: Die Aufzeichnung des 52. Zukunftsgespräches ist durchaus hörenswert.

Am 02.03.2010 diskutierten:

  • Claudia Lux (Stiftung Zentral- und Landesbibliothek Berlin)
  • Katja Mruck (Freie Universität Berlin, CeDiS)
  • Eric Merkel-Sobotta (Springer Science+Business Media)
  • Florian R. Simon (Duncker & Humblot Verlag)

über die Zukunft der wissenschaftlichen Informationsversorgung.

Neben den Themenfeldern Open Access und Urheberrecht wurde u.a. das zukünftige Rollenverständnis von Bibliotheken und Verlagen thematisiert.

Insbesondere die Beiträge von Mruck („[…] das Buch ist die Postkutsche der Zukunft.“) und Merkel-Sobotta („Wir nutzen Google Book Search als eines der wichtigsten Marketingtools […]„) sind interessant.

Zur Aufzeichnung.

Die Veranstaltungsreihe Zukunftsgespräche wird von der Berliner Landesinitiative Projekt Zukunft in Zusammenarbeit mit dem Inforadio veranstaltet.

Wir auf dem 4. Leipziger Kongress für Information und Bibliothek

In eigener Sache: Ein Teil des WissPub-Teams wird die nächsten Tage auf dem 4. Leipziger Kongress für Information und Bibliothek verbringen.

Cornelius Puschmann wird in der DINISession am 15.03.2010 unter dem Titel: „Der lange Abschied vom Papier“ über Open Access in den Geisteswissenschaften sprechen.

Ein weiterer Beitrag in dieser Session wird durch Ulrich Herb geleistet: Er widmet sich dem Thema „Statistiken für Institutionelle Repositorien“ und wird Ergebnisse des DFG-Projektes OA-Statistik vorstellen.

Am 17.03.2010 wird sich Robert Forkel in der Session „Bibliotheken als Akteure im Forschungsdatenmanagement“ dem Umgang mit Forschungsdaten in der Linguistik widmen und „The World Atlas of Language Structures Online“ vorstellen.  (Seine Präsentation, inkl. einiger Anmerkungen,  ist mittlerweile online.)

Ich werde am 16.03.2010 auf dem Newcomer-Treff des BIB einige Einblicke in meinen Berufsalltag geben 🙂

Ich hoffe, ich habe keine Beiträge der Kollegen vergessen.

Allen Anwesenden einen interessanten und diskussionsreichen Kongress!

(Links folgen.)

Update, 22.03.2010: Slides eingefügt.

Videos des Science Commons Symposium online

Die Videoaufzeichnungen des Science Commons Symposium sind seit einigen Tagen online.

Die von Science Commons veranstaltete Konferenz fand am 20.02.2010 unter dem Motto „The Future of Science“ in Redmond (Washington) auf dem Microsoft Campus statt.

Die Aufzeichnungen geben einen sehr guten Überblick über den Stand der aktuellen Diskussion rund um die Zukunft des wissenschaftlichen Arbeitens im Kontext von Open Science.

Session 1 (Netcast, Video)
Cameron Neylon (ISIS): „Science in the Open: Why do we need it? How do we do it?“
Jean-Claude Bradley (Drexel Universit): „Using Free Hosted Web2.0 Tools for Open Notebook Science“

Session 2 (Netcast, Video)
Antony Williams (Royal Society of Chemist) „ChemSpider: Collecting and Curating the World’s Chemistry with the Community“
Peter Murray-Rust (University of Cambridge) „Open Data and how to achieve it“

Session 3 (Netcast, Video)
Heather Joseph (SPARC): „Is Open Access the ‚New Normal‘?“
Stephen Friend (Sage): „Setting Expectations: Need for Distributed Tasks and Evolving Disease Models“

Session 4 (Netcast, Video)
Peter Binfield (PLoS ONE): „PLoS ONE and article-level metrics – A case study in the Open Access publication of scholarly journals“
John Wilbanks (Science Commons): Keynote

Die digitale Begleitdiskussion lässt sich auf FriendFeed nachvollziehen. Eine detaillierte Zusammenfassung bietet Brian Glanz.

DFG: Regeln gegen Publikationsflut

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat heute auf einer Pressekonferenz in Berlin neue Regeln für Publikationsangaben in Förderanträgen und Abschlussberichten vorgestellt.

„Sie sehen im Kern vor, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in ihren Anträgen und Berichten an die DFG künftig statt beliebig vieler Veröffentlichungen nur noch wenige, besonders aussagekräftige Publikationen als Referenz nennen dürfen. So soll die immer größere Bedeutung von Publikationsverzeichnissen und numerischen Indikatoren verringert werden. Zugleich soll die eigentliche Beschreibung des Forschungsprojekts mehr Gewicht erhalten.“ (Quelle)

DFG-Präsident Professor Matthias Kleiner sprach von einem „Paradigmenwechsel“:

„Wir sind uns bewusst – und wir sehen das sehr positiv – dass diese Regelungen die Arbeit, ja das ‚Leben‘ vieler Tausender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verändern werden.“ (Quelle)

Im Detail sehen die Regelungen folgende Neuerungen vor:

„Bei ihrem wissenschaftlichen Lebenslauf dürfen Antragsteller künftig insgesamt maximal fünf Veröffentlchungen anführen […]. Bei den Publikationen mit direktem Bezug zum jeweiligen Projekt dürfen künftig pro Jahr der Förderperiode nur zwei Veröffentlichungen angeführt werden. Ein Wissenschaftler, der in der Einzelförderung Fördermittel für drei Jahre beantragt, darf hier also bis zu sechs seiner Veröffentlichungen nennen. Bei mehreren Antragstellern können pro Jahr bis zu drei Veröffentlichungen angegeben werden.“ (Quelle)

Unter dem Motto „Qualität statt Quantität“ sollen die Inhalte wissenschaftlicher Publikationen stärker in den Vordergrund rücken. DFG-Präsident Kleiner:

„Ob bei der leistungsorientierten Mittelvergabe, bei Habilitationen und Berufungen und auch bei den Bewertungen von Förderanträgen – überall haben numerische Indikatoren wie der Hirsch-Faktor oder der Impact-Faktor immer mehr Gewicht bekommen. Oft lautet die erste Frage eben nicht mehr, was jemand erforscht hat, sondern wo und wie viel er publiziert hat. Das übt einen außerordentlich starken Druck auf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus, möglichst viel zu publizieren. Und es verleitet immer wieder zu Fällen wissenschaftlichen Fehlverhaltens, in denen falsche Angaben zum Stand einer Veröffentlichung gemacht werden. Das alles schadet der Wissenschaft“. (Quelle)

Die neue Regelung gilt ab dem 01. Juli 2010.

Quellen: Pressemitteilung und Rede von DFG-Präsident Kleiner.

[via hdzimmermann]

Rückblick auf die APE 2010

Unternehmensberater Ehrhardt F. Heinold hat in seinem Blog einige lesenswerte Eindrücke der diesjährigen „Academic Publishing in Europe“ (APE 2010) Konferenz festgehalten. Neben einer Zusammenfassung der diskutierten Themen kommentiert er die Entwicklungen der letzten Jahre:

Viele Verlage haben Fehler gemacht, sie haben eine teilweise kundenunfreundliche Preis- und Lizenzpolitik verfolgt (gegenüber ihrer Hauptkundengruppe Bibliotheken), sie haben ihre Leistungen (gegenüber Kunden und der Politik) nicht ausreichend erklärt, und sie haben sich nicht genügend um die Kunden und ihre Bedürfnisse gekümmert (Autoren, Leser, Bibliotheken). Das hat sich geändert. Der Dialog hat längst begonnen. Open Access taugt nicht mehr als Feindbild.

Weiter findet sich auf boersenblatt.net eine interessante Zusammenfassung der Konferenz, die in ihrem fünften Jahr unter dem Motto „Researchers, Librarians & Publishers“ stand.

Österreichische Universitätenkonferenz: Empfehlungen zu Open Access

Die Österreichische Universitätenkonferenz (uniko) hat am 12.01.2010 Empfehlungen zu Open Access verabschiedet. In diesen werden zu den Handlungsfeldern Bewusstseinsbildung, Repositorien, Qualitätssicherung und Informationspolitik Empfehlungen formuliert.

Die Empfehlungen sollen die österreichischen Universitäten bei ihrer Open-Access-Politik unterstützen.

Auszug aus den „Empfehlungen an die Universitäten“ (S. 2):

Die Österreichische Universitätenkonferenz empfiehlt ihren Mitgliedern, ein Bewusstsein für Open Access unter ihren Studierenden, Projektmitarbeiter/innen, wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen und Professoren/innen zu schaffen und somit den Übergang zum Open Access-Paradigma zu unterstützen.

[via medinfo]

PANGAEA und Elsevier kooperieren

Robert Huber weist auf Stratigraphy.net internals auf die jüngst gestartete Kooperation zwischen dem Forschungsdaten-Repositorium Publishing Network for Geoscientific & Environmental Data (PANGAEA) und Elseviers Zeitschriftenplattform ScienceDirect hin.

Das Forschungsdaten-Repositorium, das vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) und vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen MARUM betrieben wird, macht geowissenschaftliche Daten im Sinne des Open Access nachnutzbar. Dabei referenziert PANGAEA in den Metadaten eines gespeicherten Datensatzes immer auch auf Zeitschriften-Aufsätze, die auf Grundlage dieses Datensatzes entstanden sind. Weiter sind alle gespeicherten Forschungsdaten über einen Digital Object Identifier (DOI) dauerhaft adressierbar.

Neu ist nun, dass auch von der Zeitschriftenplattform ScienceDirect (Elsevier) auf in PANGAEA gespeicherte Datensätze verlinkt wird: Beim Zugriff auf die Eingangsseite eines geowissenschaftlichen Artikels in ScienceDirect prüft die Zeitschriftenplattform, ob zu der jeweiligen Publikation ein Datensatz in PANGAEA gespeichert ist. Ist dies der Fall, erscheint das PANGAEA-Logo mit dem Hinweis „Supplementary Data“.

Beispiel:

  • Verlinkung in ScienceDirect (doi:10.1016/j.marmicro.2007.09.002)
  • Verlinkung in PANGAEA (doi:10.1594/PANGAEA.676719)

Diese Kooperation, (die selbst nicht Teil der Elsevier-Initiative „Article of the Future“ ist), kann gut und gerne als zukunftsweisend bezeichnet werden, da somit, dank DOI, die Verbindung zwischen wissenschaftlichen Daten und den auf ihnen basierenden Text-Publikationen geschaffen wird.

Hintergrund: Die persistente Adressierung von Forschungsdaten wurde im Rahmen des STD-DOI-Projektes erfolgreich erprobt und wird aktuell im Rahmen der DataCite-Initiative weitergeführt.

Update, 01.03.2010: Schreibfehler korrigiert (PANGAEA statt PANGEA).