Videos der APE 2012 online

Vom 24. bis 25. Januar  fand in Berlin die diesjährige “Academic Publishing in Europe” (APE) statt. Die Konferenz bot wie in den letzten Jahren einen interessanten Überblick über die heißen Themen der Verlagsbranche. Die Videoaufzeichnungen der Vorträge sind jetzt auf River Valley TV online.

Persönlich fand ich insbesondere den Vortrag von Fred Dylla (AIP) interessant. Er beschreibt seine Sicht auf die politische Diskussion um Open Access in den USA. Dabei geht er auf das schlechte Image der Wissenschaftsverlage und den Research Works Act (RWA) ein.

Einen Schwerpunkt der Konferenz bildete das Thema Data Publishing. U.a. stelle Eefke Smit (STM), im Kontext des ODE-Projekts, die Sicht der STM-Verlage auf das Thema vor. Darüber hinaus wurden die Data Repositories DRYAD und PANGAEA vorgestellt.

Weiter präsentierte Daniel Mietchen (EvoMRI) auf der Konferenz die Kriterien eines „Journal of the Future„, die er gemeinsam mit Lambert Heller und mir diskutiert hat. (Weiterentwicklungen sind weiterhin sehr willkommen.)

USA: Neue Gesetzesinitiative zur Förderung von Open Access

Der „Research Works Act“ , die Gesetzesinitiative, die nationalen Forschungseinrichtungen in den USA jegliches Engagement für den Grünen Weg des Open Access untersagen möchte, hat nun eine Gegenspielerin: den „Federal Research Public Access Act (FRPAA) of 2012“ (PDF).

Diese Gesetzesinitiative möchte nationale Forschungseinrichtungen verpflichten, Publikationen, die im Rahmen von geförderten Projekten entstehen,  spätestens sechs Monate nach Veröffentlichung in einem referierten Journal frei zugänglich zu machen.

Der Kongressabgeordnete Mike Doyle, der die Initiative vorantreibt beschreibt das Anliegen des FRPAA auf seiner Website:

„The Federal Research Public Access Act would require federal agencies with an extramural research budget of $100 million or more to make federally-funded research available for free online access by the general public, no later than six months after publication in a peer-reviewed journal.“

Weitere Informationen zum FRPAA finden sich im Blog von PLoS-Gründer Michael Eisen. Über die Geschichte des FRPAA informiert das Harvard Open Access Project.

Der „Research Works Act“ hat in den letzten Wochen einen großes Echo in der Wissenschaftsgemeinde ausgelöst:

Eine umfassende Darstellung der Diskussionen rund um den „Research Works Act“  liefert Wisspub-Autor Ulrich Herb unter dem Titel „Die Rückkehr des Kommunitarismus“ im Freitag.

Bericht aus dem Open-Access-Krieg

Der Library Loon hat es eine Kriegserklärung an die Open-Access-Bewegung genannt, wir befinden uns demnach im Krieg um die Zukunft der wissenschaftlichen Kommunikation. Die Rede ist vom Research Works Act, einem Mitte Dezember im US-Repräsentantenhaus eingebrachten Gesetzesentwurf, auf den im deutschsprachigen Web bisher nur auf Archivalia aufmerksam gemacht wurde.

Der Research Work Act zielt darauf ab, Open-Access-Mandate zu verhindern bzw. abzuschaffen, Mandate wie das für die Open-Access-Bewegung so wichtige Mandat des National Institute of Health. Von der Association of American Publishers mit Beifall aufgenommen (zumindest eine der zwei Abgeordneten, die den Entwurf eingereicht haben, hat in der Verangegenheit Zahlungen von Elsevier erhalten) trifft es in der akadamischen Online-Gemeinschaft auf starke Ablehnung, siehe etwa diese Übersicht von John Dupuis.

Der Entwurfstext

Aus dem Gesetzentwurf:

No Federal agency may adopt, implement, maintain, continue, or otherwise engage in any policy, program, or other activity that–

(1) causes, permits, or authorizes network dissemination of any private-sector research work without the prior consent of the publisher of such work; or

(2) requires that any actual or prospective author, or the employer of such an actual or prospective author, assent to network dissemination of a private-sector research work.

(…)

In this Act:

          (…)
            (3) PRIVATE-SECTOR RESEARCH WORK- The term `private-sector research work‘ means an article intended to be published in a scholarly or scientific publication, or any version of such an article, that is not a work of the United States Government (as defined in section 101 of title 17, United States Code), describing or interpreting research funded in whole or in part by a Federal agency and to which a commercial or nonprofit publisher has made or has entered into an arrangement to make a value-added contribution, including peer review or editing. Such term does not include progress reports or raw data outputs routinely required to be created for and submitted directly to a funding agency in the course of research.

      Interessant ist die Definition von „private-sector research work“, Die Formulierung lässt einen vermuten, der Entwurf beziehe sich nur auf privat geförderte Forschung. Das „Private“ bezieht sich aber eben nicht auf die Frage, von wem die Forschung letztlich bezahlt wurde – dafür ist nämlich zum Großteil die öffentliche Hand verantwortlich -, sondern darum, in welchem Rahmen Forschungsergebnisse publiziert werden. (Siehe hierzu auch http://publishing.umich.edu/2012/01/05/more-legislative/.)

      Was tun?

      Aus Europa lässt sich wenig gegen diesen Gesetzentwurf machen außer die Nachricht über Blogs und Twitter zu verbreiten, auf dass die Proteste in den USA noch verstärkt werden. Allerdings gibt es die Möglichkeit, auf ein parallel laufendes Auskunftsersuchen des Office of Science and Technology Policy (OSTP) zu antworten, wo es um die Frage des öffentlichen Zugangs 1.) zu Dokumenten und 2.) zu Daten aus öffentlicher Forschung geht. Die Deadline wurde kürzlich bis zum 12. Januar verlängert und bisher überwiegen Open-Access-feindliche Antworten aus dem Verlagslager. Wer nicht die Zeit hat, seine Antworten komplett selbst zu verfassen, kann sich Inspiration bei anderen holen, siehe z.B. Björn Brembs‘ Antworten oder die Antworten von Kitware (zu Dokumenten und zu Daten) , die jedeR mitschreiben und unterzeichnen kann. Wir sollten das Weiße Haus wissen lassen, wie wichtig Open Access für die gesamte Welt ist!