Wellcome Trust / Gates Foundation: Bye Bye Hybrid

Die cOALition S hat grosse Unterstützung erhalten. Mit dem britischen „Wellcome Trust“ und „The Bill & Melinda Gates Foundation“ sind nun auch zwei grosse private biomedizinische Forschungsförderer an Bord gekommen.

Die beiden Förderorganisationen gehörten bisher schon zu den Front-Runners was Open Access anbelangt. Sie unterstützten aber bisher auch das Hybrid Modell. Der Wellcome Trust bezahlte in den Jahren 2014-2016 insgesamt EUR 7.1 Mio für Hybrid:

hybrid-OA-WellcomeTrust.png

Damit ist jetzt aber ab 2020 Schluss, wie der Wellcome Trust in seiner Ankündigung mitteilt:

We will no longer cover the cost of OA publishing in subscription journals (‘hybrid OA’). We previously supported this model, but no longer believe that it supports a transition to full OA.

Die Gates Foundation erreichte 2017 mit AAAS, dem Verlag hinter dem Journal „Science“ einen exklusiven Deal, wonach durch die Foundation geförderte Autorinnen Hybrid-OA publizieren konnten. Der Deal wurde im Juli 2018 beendet.

Anstelle von Hybrid verlangt der Wellcome Trust entweder Gold OA oder Green OA (Accepted Manuscript) ohne Embargo. Damit nimmt er bewusst in Kauf, dass damit viele Closed Access Journals (inkl. Nature und Science) für Wellcome-finanzierte Autorinnen nicht mehr für die Publikation in Frage kommen. Der Druck auf die Verlage mindestens bei den Self-Archiving Policies grosszügiger zu werden, steigt dadurch massiv. Zur vollständigen Umstellung zu Gold OA ist es dann nicht mehr so weit.

Hybrid wie geht es weiter?

Der angekündigte Ausstieg aus Hybrid kommt gerade in einem Moment, wo Hybrid durch diverse nationale Offsetting-Verträge an Fahrt aufgenommen hat. Dem Hybrid OA Journal Monitor ist zu entnehmen, dass der Hybrid-Anteil beispielsweise bei Springer Nature inzwischen auf über 8% geklettert ist.

hybrid oa monitor springer nature.png

In einzelnen Journals wie dem International Journal of Public Health, ist der Hybrid-Anteil bereits auf 30% gestiegen:

Hybrid OA International Journals of Public Health (Springer).png

Der Wellcome akzeptiert Hybrid-OA noch bis Ende 2021, wenn sie aus einem Offsetting-Modell (wie es JISC beispielsweise bei Wiley, T&F, IOP, SAGE und Springer hat) stammen. Damit gibt der Wellcome Trust den anderen Funders bereits eine Richtung vor, wie man in Plan S mit Hybrid OA umgehen könnte. Es war zu erwarten, dass sich die Funders darauf einigen nicht mehr Hybrid OA zu zahlen. Soll ein Funder aber den Forschenden verbieten Hybrid OA zu publizieren, selbst wenn die AutorIn oder jemand anders für die Kosten aufkommt? In der Praxis ist das kaum durchzusetzen. Von daher ist eine Übergangsfrist in dem Hybrid OA passiv toleriert, sehr sinnvoll.

Deutschland als wichtiger Impulsgeber

Es wäre zu hoffen, dass bis 2021 sich die Institutionen, welche bislang den Wechsel zu OA mit fortwährenden Subskriptionszahlungen verhindern (z.B. swissuniversities), sich ebenfalls überlegen, ob sie den Ball, den sie nun von den Funders zugespielt bekommen aufnehmen können. Eine Institution hat prinzipiell drei Möglichkeiten:

  1. Sie übernimmt Plan S und zahlt für Gold OA, verlangt Green OA mit 0 Embargo und bezahlt kein Geld mehr für Subskriptionen.
  2. Sie wählt einen Mittelweg und schliesst mit den Verlagen Offsetting-Verträge ab und setzt darauf, dass diese langfristig von den Fundes akzeptiert werden und dadurch eine kritische Masse an OA-Artikel für die Transformation zusammenkommt.
  3. Sie bezahlt ungeachtet der Implikation von Plan S (weniger relevante Forschung in europäischen Subskriptionsjournals), steigender OA-Anteil (inkl Hybrid OA) dank anderer Länder, wie bis anhin einfach brav die Subskriptionskosten.

Gerade die Schweizer Hochschulen zeigen mit ihrem unverständlichen Entscheid bei den laufenden Springer Nature-Verhandlungen, dass man sich trotz einer gegenteiligen Strategie, für die für ungünstigste Option 3 entscheiden kann. Die Chance, dass andere Institutionen trotzdem auf, die für OA beste Option 1 setzen, wird dadurch geschmälert. Denn Option 1 funktioniert am Besten, wenn möglichst viele andere entweder auch Option 1 oder 2 wählen.

Ein richtungsweisender Entscheid kommt sicher den DEAL-Verhandlungen in Deutschland zu. Bei Elsevier hat man bereits Option 1 eingeschlagen und zum Erstaunen aller funktioniert das ganz gut (Siehe auch Folien und Bericht des Workshops: „Literaturversorgung ohne Elsevier-Zugang“ vom 9. Oktober 2018). Bis Ende 2018 wird nun klar werden, wie die Deutschen Hochschulen mit Springer Nature und Wiley weiterfahren werden.

Kündigen die Deutschen Hochschulen ebenfalls ihre Big Deals mit Springer Nature und Wiley beschleunigt dies natürlich den Anschluss an Plan S (Option 1), dann es geht es (endlich) um Alles oder Nichts. Kommt das angestrebte Publish & Read Modell, kann dies ein langer Transformationsprozess über Hybrid-OA (und etwas Grün OA) bedeuten.

Daniel Ropers, CEO von Springer Nature prognostizierte im April 2018: „Es würde mich nicht überraschen, wenn es zehn, fünfzehn Jahre dauert, bis Open Access wirklich weltweit eine akzeptierte Alternative für das Abonnementmodell ist.“

Ein Gedanke zu “Wellcome Trust / Gates Foundation: Bye Bye Hybrid

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