Bericht aus dem Open-Access-Krieg

Der Library Loon hat es eine Kriegserklärung an die Open-Access-Bewegung genannt, wir befinden uns demnach im Krieg um die Zukunft der wissenschaftlichen Kommunikation. Die Rede ist vom Research Works Act, einem Mitte Dezember im US-Repräsentantenhaus eingebrachten Gesetzesentwurf, auf den im deutschsprachigen Web bisher nur auf Archivalia aufmerksam gemacht wurde.

Der Research Work Act zielt darauf ab, Open-Access-Mandate zu verhindern bzw. abzuschaffen, Mandate wie das für die Open-Access-Bewegung so wichtige Mandat des National Institute of Health. Von der Association of American Publishers mit Beifall aufgenommen (zumindest eine der zwei Abgeordneten, die den Entwurf eingereicht haben, hat in der Verangegenheit Zahlungen von Elsevier erhalten) trifft es in der akadamischen Online-Gemeinschaft auf starke Ablehnung, siehe etwa diese Übersicht von John Dupuis.

Der Entwurfstext

Aus dem Gesetzentwurf:

No Federal agency may adopt, implement, maintain, continue, or otherwise engage in any policy, program, or other activity that–

(1) causes, permits, or authorizes network dissemination of any private-sector research work without the prior consent of the publisher of such work; or

(2) requires that any actual or prospective author, or the employer of such an actual or prospective author, assent to network dissemination of a private-sector research work.

(…)

In this Act:

          (…)
            (3) PRIVATE-SECTOR RESEARCH WORK- The term `private-sector research work‘ means an article intended to be published in a scholarly or scientific publication, or any version of such an article, that is not a work of the United States Government (as defined in section 101 of title 17, United States Code), describing or interpreting research funded in whole or in part by a Federal agency and to which a commercial or nonprofit publisher has made or has entered into an arrangement to make a value-added contribution, including peer review or editing. Such term does not include progress reports or raw data outputs routinely required to be created for and submitted directly to a funding agency in the course of research.

      Interessant ist die Definition von „private-sector research work“, Die Formulierung lässt einen vermuten, der Entwurf beziehe sich nur auf privat geförderte Forschung. Das „Private“ bezieht sich aber eben nicht auf die Frage, von wem die Forschung letztlich bezahlt wurde – dafür ist nämlich zum Großteil die öffentliche Hand verantwortlich -, sondern darum, in welchem Rahmen Forschungsergebnisse publiziert werden. (Siehe hierzu auch http://publishing.umich.edu/2012/01/05/more-legislative/.)

      Was tun?

      Aus Europa lässt sich wenig gegen diesen Gesetzentwurf machen außer die Nachricht über Blogs und Twitter zu verbreiten, auf dass die Proteste in den USA noch verstärkt werden. Allerdings gibt es die Möglichkeit, auf ein parallel laufendes Auskunftsersuchen des Office of Science and Technology Policy (OSTP) zu antworten, wo es um die Frage des öffentlichen Zugangs 1.) zu Dokumenten und 2.) zu Daten aus öffentlicher Forschung geht. Die Deadline wurde kürzlich bis zum 12. Januar verlängert und bisher überwiegen Open-Access-feindliche Antworten aus dem Verlagslager. Wer nicht die Zeit hat, seine Antworten komplett selbst zu verfassen, kann sich Inspiration bei anderen holen, siehe z.B. Björn Brembs‘ Antworten oder die Antworten von Kitware (zu Dokumenten und zu Daten) , die jedeR mitschreiben und unterzeichnen kann. Wir sollten das Weiße Haus wissen lassen, wie wichtig Open Access für die gesamte Welt ist!