Stimmen zum Elsevier-Boykott

Angeregt durch einen Blogbeitrag von Fields-Medaille-Träger Tim Gowers startete der Mathematik-Doktorand Tyler Neylon am 23. Januar auf der Website „The Cost of Knowledge“ einen Boykottaufruf gegen der Verlagsriesen Elsevier. Bis heute sind über 7.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diesem öffentlichen Ruf gefolgt und haben die Zusammenarbeit mit dem Verlag eingestellt.

Ergänzend dazu veröffentlichte im Februar eine Gruppe von namhaften Mathematikern ein Statement (PDF), in dem das Anliegen des Boykottaufrufs erläutert wird. Auszug:

„What all the signatories do agree on is that Elsevier is an exemplar of everything that is wrong with the current system of commercial publication of mathematics journals, and we will no longer acquiesce to Elsevier’s harvesting of the value of our and our colleagues’ work.“

Unterzeichnet wurde dieses Statement auch von deutschen Professoren: Martin Grötschel (TU Berlin), Folkmar Bornemann (TUM) und Günter M. Ziegler (FU Berlin). Zieglers Beweggründe können in seinem Blog unter dem Titel „Boykottiert Elsevier! Ich boykottiere Elsevier!“ nachgelesen werden:

„Warum? Meine verkürzte Zusammenfassung: Elsevier macht unverschämte Profite mit unglaublich teuren Produkten, in steuerzahlerfinanzierter Arbeit von Wissenschaftlern erstellt werden, die dafür nicht bezahlt werden. Wissenschaftliche Ergebnisse sind aber einzigartig – und deshalb für die Forschung nicht ersetzbar. Damit werden die wissenschaftlichen Bibliotheken erpresst – wobei gerade Elsevier, der größte der Publikationskonzerne, seine Marktmacht ausspielt, um die Journale in riesigen Bündeln zu verkaufen, in denen auch viel Schrott drin ist. Das ist unmoralisch. Und durch Publikation ihrer Ergebnisse bei Elsevier tragen die Wissenschaftler indirekt dazu bei, das wissenschaftliche Publizieren zu ruinieren – und damit auch die Wissenschaft. Ein Skandal.“

Der Boykott hat ein breites Medienecho ausgelöst. Hier einige deutsprachige Reaktionen:

Hendrik Bunke hat auf seiner Website eine Liste von in Deutschland arbeitenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftern erstellt die den Boykott unterstützen.

Interessant wird sein welche Wirkung der Boykott auf die Geschäftsmodelle der Wissenschaftsverlage haben wird. Mit Open Access steht ein innovatives Publikationsmodell bereit, das es weiter umzusetzen gilt.

Nicht weniger spannend ist die Frage, welche Wirkung der Boykott und seine Begleitdiskussion auf die Open-Access-Gesetzesinitiativen in Deutschland (Zweitveröffentlichungsrecht) und in den USA (Federal Research Public Access Act) haben wird.