Beall’s Liste ist weg – gut so!

Jeffrey Beall’s Liste ist weg. Sein Blog, wo er eine viel beachtete Liste von Journals und Verlage führte, die er als „Predatory“ einstufte, ist leer geräumt. Beall selber will nicht sagen wieso er die Inhalte seines Blogs entfernt hat. Dies führt nun im Netz zu vielerlei Spekulation.

Beall hat die Welt auf das Problem der Predatory Journals aufmerksam gemacht und in diesem Feld auch Pionierarbeit geleistet. Dafür gebührt ihm Dank und Respekt. Allerdings schoss er häufig über das Ziel hinaus und drückte manchen Verlagen ohne seriöse Abklärung das Prädikat „Predatory“ auf. Seine Vorurteile hinsichtlich Verlage und Menschen ausserhalb des westlichen Kulturkreises oder seine tiefe Abneigung gegenüber Open Access waren dabei nicht zu übersehen. Er versteifte sich zudem darauf Probleme nur bei Open Access Verlagen zu kritisieren. Qualitätsprobleme oder pures profitorientiertes Verhalten sind selbstverständlich auch bei den klassischen Subskriptionsverlagen zu finden.

Während andere Lösungen entwickelten, beschränkte sich Beall darauf immer und immer wieder auf das Problem hinzuweisen, so dass es in den Medien und letztlich in den Köpfen von unwissenden Forschenden massiv überrepräsentiert wird.

Forschende, welche wenig Erfahrung mit Open Access haben, verweisen gerne voller Vorbehalte zuerst auf Beall’s Liste. Dabei ist die Gefahr von Predatory Journals überbewertet. Mit etwas Verstand und Vorsicht (passend dazu die Kampagne Think – Check – Submit) ist das Problem vergleichsweise genauso gross bzw. klein wie Spam oder Phishing mit Zusammenhang mit E-Mails. Mit der Zeit entwickelt man Routine auf gewisse Merkmale zu schauen, wodurch sich das Risiko auf einen Scam reinzufallen drastisch verkleinert. Und wenn dann immer noch jemand reinfällt, dann war entweder der Scam sehr raffiniert, oder der/die Forschende einfach unglaublich naiv.

Es ist zu hoffen, dass mit der Löschung von Beall’s Liste nun bessere Lösungen wie der Quality Open Access Market oder das DOAJ Seal vermehrt Aufmerksamkeit bekommen.