Der Wissenschaftsrat, das zentrale wissenschaftspolitische Beratungsgremium Deutschlands, hat heute drei Empfehlungen veröffentlicht, die je nach Arbeitsgebiet und Disziplin, gut und gerne als Pflichtlektüren bezeichnet werden können:
Übergreifende Empfehlungen zu Informationsinfrastrukturen
Wissenschaftlichen Sammlungen, Bibliotheken, Archiven und Datensammlungen, die unter dem Begriff Informationsinfrastrukturen zusammengefasst werden, kommt nach Auffassung des Wissenschaftsrates eine grundlegende Bedeutung für Forschung, Lehre und Nachwuchsförderung in allen wissenschaftlichen Fächern zu. „Informationsinfrastrukturen sind ein konstitutiver Teil des Wissenschaftssystems. Die Gewinnung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse wäre ohne sie nicht möglich. Es ist daher eine öffentliche Aufgabe, ihre Verfügbarkeit für die Wissenschaft zu gewährleisten“, so der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Peter Strohschneider.
Empfehlungen zu Forschungsinfrastrukturen in den Geistes- und Sozialwissenschaften
Hinsichtlich der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Wissenschaftssystems ist es aus Sicht des Wissenschaftsrates notwendig, der an wissenschaftspolitischer Bedeutung zunehmenden Infrastrukturentwicklung für die Geistes- und Sozialwissenschaften in Deutschland mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Positiv bewertet er bereits jetzt die Entwicklung der Forschungsinfrastrukturen der quantitativen Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Vor allem im Bereich großer Umfragestudien konnte hier in den vergangenen Jahren eine internationale Spitzenstellung erreicht werden. Eine vergleichbare Position gilt es auch für die qualitativen Sozialwissenschaften und die Geisteswissenschaften anzustreben. In diesem Sinne hat der Wissenschaftsrat Empfehlungen zur Stärkung der internationalen Konkurrenzfähigkeit von Informations- und sozialen Infrastrukturen sowie zur Ausstattung mit Großgeräten in einzelnen Feldern der Geistes- und Sozialwissenschaften in Deutschland ausgesprochen. Dabei äußert er sich auch zu Fragen der Archivierung von Forschungsdaten.
Empfehlungen zu wissenschaftlichen Sammlungen als Forschungsinfrastrukturen
Deutschland verfügt über eine reiche und sehr vielfältige Sammlungslandschaft, die Grundlage bedeutender und herausragender Forschung ist. Eine Systematisierung von Arten, die Erkundung evolutionären oder klimatischen Wandels sind ohne solche Sammlungen ebenso undenkbar wie die Erforschung schriftloser oder längst vergangener Kulturen oder die Erforschung der Entwicklung von Technik, Wissenschaften und Künsten. Der Wissenschaftsrat hat jedoch feststellen müssen, dass das Potenzial dieser Sammlungen – vor allem im universitären Bereich – noch nicht hinreichend erkannt und genutzt wird. Der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Professor Peter Strohschneider: „Viele Sammlungen lagern unbekannt und ungenutzt in Abstellräumen der Universitäten, wo weder ihr dauerhafter Erhalt noch ihre wissenschaftliche Bearbeitung möglich sind. Womöglich liegen hier noch ungeahnte Schätze für die Forschung.“
Für den 3. Februar 2011 wurden die Empfehlungen zur Zukunft des bibliothekarischen Verbundsystems in Deutschland angekündigt.
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